Schleife – das sorbische Worpswede

Lausitzer Rundschau26. Juni 2013


Schleife. Der Schleifer Verein Kólesko plant einen mehrteiligen Kalender-Zyklus im Schleifer Sorbisch und in Deutsch mit Reproduktionen von Gemälden, Bildern und Zeichnungen von Künstlern, die in Schleife tätig waren und sind. Jetzt ist der erste Kalender für das Jahr 2012 erschienen.

Hartmut Hantscho, der Sohn des Schleifer Alt-Bürgermeisters und Vorsitzender des Kolesko-Vereins, hat vor Jahren eine Leidenschaft entdeckt: Er ist stets auf der Suche nach Kunstwerken, die vom Leben der Sorben in Schleife berichten. Insbesondere hat es ihm William Edmund Krause aus Dresden angetan. Dieser hatte eine besondere Beziehung zu Schleife, denn er verbrachte hier einige Sommer zwischen 1902 bis 1912. Auf seinen Bildern sind Porträts und Figuren in Schleifer Trachten zu sehen, aber auch Szenen bäuerlichen Alltags und des kirchlichen Lebens.

Mit seiner Sammelleidenschaft trat Hartmut Hantscho in die Fußstapfen seines Vaters. Schon als Kind faszinierten den ersten Bürgermeister Schleifes nach der Wende Postkarten seines Vaters, der Laienmaler war. Die Karten zeigten Motive von William Krause und spielten in Schleife. Jahrzehnte später habe er von einem ehemaligen Schleifer Schulfreund, der in den Westen gegangen war - Hartmut Völkerling - den Hinweis auf einen echten Krause erhalten. Es handelte sich um das Bild "Am Dorfteich". Hantscho erhielt vor 16 Jahren grünes Licht vom Gemeinderat, dieses zu kaufen. Seither schmückt ein echter Krause das Hochzeitszimmer im Sorbischen Kulturzentrum im Ort. Im Laufe der Jahre kamen weitere dazu, und William Krause gilt als Persönlichkeit aus der Geschichte Schleifes.

Maler skizzieren Schleife

Helmut Hantscho gibt sich mit seiner privaten Sammelleidenschaft nicht zufrieden. Er will nicht, dass die Malereien vergessen werden. "Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, um so mehr Maler und Kunstwerke habe ich ausgegraben, die in Schleife zu Stift und Pinsel griffen", berichtet Hartmut Hantscho und nennt einige Namen: William Krause, der Tscheche Ludvik Kuba, Friedrich Krause-Osten aus Riga, Walter Ruhland, den Slowenen Ante Trstenjak, seinen Opa Heinrich Hantscho und weitere einheimische Künstler.

William Krause ist der erste

Mit der erstmals erscheinenen zweisprachigen Kalender-Reihe würdigt der Verein deren Kunstwerke. Gestartet wird mit dem Jahresüberblick 2014 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Unter dem Titel "Schleife - das sorbische Worpswede" veröffentlicht der Kolesko-Verein Brauchtumsmalereien von William Krause plus Bauernregeln aus der Region.

In Dieter Reddo und Juliana Kaulfürst fand Hantscho - wie schon beim Liederbuch im Schleifer Sorbisch - verlässliche Partner für die Übersetzung.

Bleibt die Frage, warum der Vergleich Schleife mit dem niedersächsischen Worpswede? "Der ungewöhnliche Name geht zurück auf Ota Wićaz, der Schleife so genannt hat", berichtet Hartmut Hantscho. Er erklärt: Schleife und Worpswede eint nicht nur ihre Lage in recht feuchtem Gebiet. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass sie beide um und seit der Jahrhundertwende 1900 zweite Heimat für bildende Künstler waren. Maler, die damals im Zuge der "Stadtflucht" auf der Suche nach verlorener Idylle, Einfachheit des Lebens, bäuerlichen Motiven und der Buntheit dörflicher Gemeinschaft waren.

G. Nitsche


Projekte

Ausstellungsreihe „Schleife – das sorbische Worpswede“

Ein Segment unserer Vereinsarbeit befasst sich mit der Dokumentation der bildenden Kunst des Kirchspiels Schleife von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. 

 

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