Im Schleifer Kirchspiel findet wieder das Ostersingen statt

Nowy Casnik04. April 2018

Schleife. Am Ostersonntag fand hier zum zweiten Mal in neuerer Zeit wieder das Ostersingen vor der Kirche statt (der alte Brauch wurde hier bis 1956 gepflegt, im vergangenen Jahr wurde er wieder belebt.). Die Initiative kam vom Kólesko-Verein, der 2011 gegründet wurde und heute 20 Mitglieder hat. Hartmut Hantscho ist der Vorsitzende. Die Sängerinnen mussten sehr früh aufstehen. Alle Generationen waren vertreten: Die Jüngste, Lara Berton, ist erst 14 Jahre alt. Die Älteste, Marie Henšelowa ist 86. An diesem Tag trugen alle Frauen die Halbtrauertracht. Einige Trachtenteile besitzen sie selbst, weitere Teile haben sie sich aus dem Fundus des Vereins besorgt. Die älteren Sängerinnen kleiden sich selbst an, die jungen brauchen Helferinnen. Elvira Rathner hatte deshalb alle Hände voll zu tun: Seit halb drei in der Früh kleidete sie der Reihe nach sechs Mädchen an. Denn Punkt 5.30 Uhr mussten alle trotz des kalten Wetters an der Kirche sein, um bis zum Sonnenaufgang Choräle über die Auferstehung Jesu singen. Zu den Menschen, die sich dieses Ereignis angeschaut haben, gehörte die Pfarrerin Jadwiga Mahling.

„Wir möchten für diese Tradition vor allem unverheiratete Mädchen gewinnen, so wie es früher Brauch war. Damals sind sie in Gruppen durch das Dorf gegangen. Das kann man mit der heutigen Zeit nicht mehr vergleichen. Aber wir sind froh, dass wir diesen Brauch wieder beleben konnten“, berichtet der Vorsitzende Helmut Hančo aus Schleife. Die Osterchoräle werden auf Sorbisch gesungen. „Das ist nicht mehr unsere Muttersprache, und deshalb müssen besonders die jungen Mädchen und Frauen sich anstrengen, um die Lieder auswendig zu lernen. Das ist notwendig, um mitmachen zu können. Für die Bewahrung der Tradition im Schleifer Kirchspiel ist viel Enthusiasmus und Liebe zur Tradition notwendig“, meint Hančo.

Martina Arlt


Projekte

Das Ostersingen

Durch die Frauengesangsgruppe Slěpjańske kantorki wurde 1992 ein tief religiöser Brauch wieder belebt, der Mitte der 50er Jahren in unserem Kirchspiel zwar verschwand aber im Bewusstsein der wendischen Einwohner stets haften blieb.

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