Volkslieder für die Ewigkeit festgehalten

Sächsische Zeitung Online04. Juli 2018

Der Verein Kólesko in Rohne hat eine CD in Schleifer Sorbisch herausgegeben. Damit soll die Sprache erhalten bleiben.

„Die meisten Volkslieder stammen aus Halbendorf, Trebendorf, Rohne, Mulkwitz, Mühlrose und Neustadt. Wir haben das erhalten, was wir erhalten konnten“, meint Dieter Reddo. Der 77-Jährige hat seit Ende der 1950er Jahre über 200 Lieder gesammelt. AlsMit einer CD mit Volksliedern und Kirchenliedern in Schleifer Sorbisch bewahrt der Verein Kólesko e. V. (Spinnrad) das Vermächtnis der Kantorki (Vorsängerinnen) im Kirchspiel Schleife. Dies unterstrich Manfred Hermasch, Mitgründer des Vereins Njepila-Hof Rohne bei der Vorstellung des Tonträgers. Mit der CD „Schleife ist ein schönes Dorf. Volkslieder und Kirchenlieder aus dem Schleifer Kirchspiel“ knüpft Kólesko an frühere Veröffentlichungen an. Die Musikaufnahmen sind das Resultat von fünf Jahren fleißiger und akribischer Zusammenarbeit – geleistet von Volksliedsammler Dieter Reddo aus Trebendorf gemeinsam mit Hartmut Hantscho aus Schleife. Die musikalischen Bearbeitungen der Volkslieder haben Jan Chlebnicek, Oksana Weingardt-Schön und Gerald Schön übernommen. Das Cover stellte Maler Jörg Tausch unentgeltlich bereit. Die Einstudierung der Volkslieder und Choräle organisierte Gerald Schön, künstlerischer Leiter des Vereins Kólesko. In seinem Tonstudio in Weskow bei Spremberg entstanden die Aufnahmen. Gerald Schön über-nahm auch die folgenden Bearbeitungen und die Erstellung der CD.

Fleischer sei er oft in die Dörfer zum Schlachten gekommen, habe so viele Lieder aufgenommen und sich eingeprägt. Die Vorsängerinnen (Kantorki) haben gerade beim Schlachten freudig gesungen, erzählt Dieter Reddo. Er habe deren Liedgut aufgeschrieben und gesammelt.

Nach dem „Schleifer Liederbuch – Slepjanski spiwnik“ (2013), dem Akkordeon-Notenheft „Wenn der Musikant aufspielt, vergehen neunerlei Schmerzen“, dem 2016 in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Njepila-Hof herausgegebenen Wörterbuch „Wie es einmal war, 1000 Worte Schleifer Sorbisch“ und dem Schleifer Sagenbuch (2018) soll die nun erschienene CD erneut das sorbische Sprachgut bewahren. Sie soll Freude am Singen wecken und zum Erlernen des Schleifer Sorbisch ermutigen.

Mit einer Auflage von 500 Exemplaren wird sie vom Verein Kólesko herausgegeben. Finanzielle Förderung haben die Mitglieder von der Stiftung „Zuhause in Schleife, Rohne und Mulkwitz“ erhalten. Die CD enthält insgesamt 21 Volkslieder sowie fünf Kirchenlieder und Choräle aus dem Kirchenjahr. „Das war uns besonders wichtig. Keine Bewahrung des Volkslied-Gutes ohne Kirche“, unterstreicht Hartmut Hantscho, Vorsitzender des Vereins Kólesko.

Die Lieder auf der rund 60-minütigen CD erzählen von Liebe und Liebesleid. Sie berichten von vergangenen Zeiten und preisen die Schönheit der Heimat. Sie schildern außerdem Sagen und Alltagsereignisse. „Die Auswahl der Strophen für die Tonaufnahmen wurde so getroffen, dass die Liedgeschichte erhalten blieb“, erläutert Manfred Hermasch das Ziel der Aufnahmen. „Eine der Quellen ist die 1884 vom Schleifer Kleinbauern Hanzo Šymko herausgegebene Textsammlung ‚Stare lube kerluški Slepjanskeje wosady‘. Die Übersetzungen von weiteren Chorälen ins Schleifer Sorbisch führten Juliana Kaulfürstowa und Dieter Reddo mit Unterstützung von Dr. Hync Rychtar durch.“

Gerade die Choräle gelten als besonderes Sprach- und Kultur-Erbe. Sie stehen für die über Jahrhunderte gewachsene christ-liche Bindung der Menschen im Schleifer Kirchspiel. Gerade diese Bindung an den Glauben und die christliche Kirche, so Manfred Hermasch, sei Fundament und Quelle für die Fortführung und Weitergabe der Schleifer Folklore und ihrer Gesangstradition. „Wir sind sehr froh, dass die Schleifer sorbischen Lieder gesungen und gespielt werden. Dass sie der Nachwelt erhalten bleiben, ist ein großer Höhepunkt“, freute sich Manfred Nickel, Vorsitzender des Vereins Njepila-Hof Rohne während der Vorstellung der CD.

Außer auf dem Njepila-Hof in Rohne erklingen die Lieder ebenfalls auf dem Hans-Schuster-Hof in Trebendorf. Die dortige Domowina-Ortsgruppe lud Kólesko bereits zu zwei Liedernachmittagen ein. „Wir wollen daran anknüpfen. Wir wollen die Veranstaltungen mit Kólesko pflegen und weiterführen. Die CD ist ein guter Anlass und Ansporn dafür. Sie lädt ein zum Mitsingen. Sie ermutigt dafür, dass die Schleifer sorbischen Lieder erhalten bleiben und verbreitet werden“, meinte Angelika Balzke, seit 2008 Vorsitzende der Domowina-Ortsgruppe Trebendorf, zu der heute 67 Mitglieder gehören. „Lohnenswert wäre, mit Kólesko und den Liedern der CD einen Singe-Abend auf Hans-Schusters-Ofenbank zu organisieren. Lohnenswert wäre auch ein Singe-Abend draußen unter der Linde.“

Andreas Kirschke


Projekte

Audio CD mit Volks- und Kirchenliedern aus dem Schleifer Kirchspiel

Das Volkslied als Ganzes steht im Mittelpunkt der CD. Die Lieder besingen Liebe und Liebesleid, berichten von vergangenen Zeiten, preisen die Schönheit der Heimat und erzählen uns von sagenhaften Gestalten und von ganz alltäglichen Begebenheiten.

SBslěpjańšćina – Schleifer Sorbisch DE Deutsch – němski