„Dieses Buch werden wir im Sorbischunterricht benutzen!“

Nowy Casnik15. Dezember 2022

Kürzlich präsentierte man das neue Buch „Am Anfang war das Wort“ Von Horst Adam

Wer die sorbische Sprache liebt, die im Schleifer Kirchspiel gesprochen wird und wer sich mit ihr etwas näher beschäftigen, und sie erlernen möchte – der hat das alles jetzt „schwarz auf weiß“. Das heißt, das haben wir jetzt in dem neuen etwas dicken Buch, wo wir das finden, was man von der Sprache im Schleifer Kirchspiel wissen sollte, zu welchem acht Dörfer gehören. Es heißt „Am Anfang war das Wort - Schleifer Berichterstatter / Schleifer Sprachführer“ (das Wort „Berichterstatter – hat – man sich beim Schreiben  ausgedacht.) Zu Lesen haben wir in dem neuen Buch mehr als genug. Anfangs sollte das nur eine Broschüre sein, aber das alles ist in den zwei Jahren, die daran fleißig gearbeitet wurden, gewachsen auf etwa 340 Seiten! Es wurde alles in vier Hauptteile aufgeteilt. Im ersten findet der Leser viele Informationen – über die Entstehung des Buches, über die Historie und die heutige Situation des Schleifer Sprache (oder Dialekt), darüber, wie wir die Publikation am besten nutzen können, und noch mehr. 

Von Konversationen – das heißt von Gesprächen – ist in dieser Sprache die Rede im zweiten Teil. Das ist doch sehr wichtig für den  Erhalt und das Erlernen dieser Sprache, damit sich Menschen auf Sorbisch erzählen können. Und dafür suchten sie fast 60 Themen aus dem täglichen Leben – über die Familie, über die Arbeit in der Küche, im Garten oder auf dem Feld, über Gottesdienste, über die Kindertagesstätte, über sorbische Bräuche, über Tiere, über Pflanzen und Blumen und über so manches andere. Und dazu gehören auch sorbische Lieder und Sprichwörter aus diesen Gegenden, kurze lustige Anekdoten und typische Rezepte.

Im dritten Teil geht es um die Grammatik des Schleifer Sorbisch, und diese ist sehr umfangreich und detailliert beschrieben auf über 100 Seiten. Wir finden dort alles über Substantive, Verben und Adjektive, über Konjugationen und Deklinationen und vieles andere. Das Interessante dabei ist, dass man das oft mit der niedersorbischen und obersorbischen Sprache vergleicht. Dabei zeigte sich, dass die Schleifer Sprache dem Niedersorbischen größtenteils näher ist als der in der Oberlausitz. Das Ende des Buches ist gedacht für ein kleines deutschsorbisches Wörterbuch, für das sie rund 2.700 Wörter aussuchten. 

Seine Premiere hatte das Buch in Schleife. Der Verein „Kólesko“, dessen Projekt dieses Buch ist, lud in die dortige Kirche ein, auch deshalb, da er auch eng mit der Schleifer Kirchgemeinde zusammenarbeitet. Gekommen waren rund 70 Menschen unter ihnen die sorbische Pfarrerin Jadwiga Mahling, Bürgermeister Jörg Funda, Leiter des Schulzentrums Jan Hrjehor, von der Domowina die  Geschäftsführerin Judith Šołćina und Manfred Hermasch: Auch Marcel Braumann war gekommen, der seit Dezember der Chefredakteur der Serbske Nowiny ist. Und auch Besucher aus der Niederlausitz lockte die sorbische Kulturveranstaltung – unter anderem Katrin Schwjele, die Vorsitzende des brandenburgischen Rates für Angelegenheiten der Sorben / Wenden.

Die vier Sängerinnen der Gruppe „Kólesko“ und Gerald Schön als ihr Dirigent haben mit den Versen im Schleifer Dialekt den Anwesenden einen würdigen sorbischen Kulturabend gebracht. Weil dieser „Berichterstatter“ zum umfangreichen und langjährigen Projekt des Sorbischen Instituts zur sorbischen Sprache im Schleifer Kirchspiel gehört, hielt Dr. Fabian Kaulfürst als Vertreter dieses Instituts die Hauptrede, und zwar in der dortigen sorbischen und deutschen Sprache.

Er lobte all diejenigen, die für das Buch arbeiteten. Das sind der Verein „Kólesko“ und sein Vorsitzender Hartmut Hantscho, der rund zehn Jahre lang alle Vorbereitungen und andere Arbeiten in Verantwortung hatte. Und vier sachkundige Persönlichkeiten, die sehr gut die Schleifer Sprache kennen, die haben gesammelt und aufgeschrieben, was das Besondere in ihrer Grammatik ist: Hans Mrosk aus Trebendorf, sein Enkel Simon Blum, Dr. Heinz Richter und Juliana Kaulfürst. Dass das Buch richtig gelungen war, dafür sorgten Gerald Schön, der sich um die Gestaltung, das Layout, sowie die Druckerei Schiemenz in Stadt, die die 500 Exemplare gedruckt hat. Dass sie am Ende alles bezahlen konnten, dafür gebührt ein großer Dank dem sächsischen Kultusministerium. Dr. Fabian Kaulfürst und Simon Blum (er arbeitet auch im Sorbischen Institut) haben bei dieser Gelegenheit hervorgehoben, dass es in diesem Buch um eine gute, richtige, saubere und originale Schleifer Sprache geht. Sie ist ein Dokument einer noch lebendigen sorbischen Sprache, und brauchte deshalb eine praktische Hilfe. Jan Hrjehor als Leiter der Schleifer Schule sagte dazu, dass er dieses Buch im Sorbischunterricht nutzen wird.

Im Buch wird meistens der Name „Schleifer Dialekt“ verwendet, und zwar als eine Variante der sorbischen Sprache im Herzen der Lausitz. Das Wort „Dialekt“ aber nichts Minderwertiges – sagte dazu Dr. Heinz Richter.

Jeder Dialekt, egal wo auf der Welt, ist auch eine Sprache!

 


Projekte

Sprachführer Schleifer Sorbisch

Der Sprachführer ist ein Lehrmittel für alle, die das Schleifer Sorbisch erlernen oder im Gespräch festigen möchten sowie ein Informationswerk für diejenigen, die sich für die Sprachlandschaft Schleife interessieren.

Sprachdokumentation Schleifer Sorbisch

Die eigene Sprache kann als das entscheidende Merkmal der Minderheitsidentität angesehen werden. Die Anwendung der eigenen Sprache ist Symbol der Zusammengehörigkeit von Menschen in einer Gruppe bzw. in einem Siedlungsgebiet.

SBslěpjańšćina – Schleifer Sorbisch DE Deutsch – němski