Aktuell/Termine
Im Schleifer Kirchspiel findet wieder das Ostersingen statt
Nowy Casnik04. April 2018
Schleife. Am Ostersonntag fand hier zum zweiten Mal in neuerer Zeit wieder das Ostersingen vor der Kirche statt (der alte Brauch wurde hier bis 1956 gepflegt, im vergangenen Jahr wurde er wieder belebt.). Die Initiative kam vom Kólesko-Verein, der 2011 gegründet wurde und heute 20 Mitglieder hat. Hartmut Hantscho ist der Vorsitzende. Die Sängerinnen mussten sehr früh aufstehen. Alle Generationen waren vertreten: Die Jüngste, Lara Berton, ist erst 14 Jahre alt. Die Älteste, Marie Henšelowa ist 86. An diesem Tag trugen alle Frauen die Halbtrauertracht. Einige Trachtenteile besitzen sie selbst, weitere Teile haben sie sich aus dem Fundus des Vereins besorgt. Die älteren Sängerinnen kleiden sich selbst an, die jungen brauchen Helferinnen. Elvira Rathner hatte deshalb alle Hände voll zu tun: Seit halb drei in der Früh kleidete sie der Reihe nach sechs Mädchen an. Denn Punkt 5.30 Uhr mussten alle trotz des kalten Wetters an der Kirche sein, um bis zum Sonnenaufgang Choräle über die Auferstehung Jesu singen. Zu den Menschen, die sich dieses Ereignis angeschaut haben, gehörte die Pfarrerin Jadwiga Mahling.
„Wir möchten für diese Tradition vor allem unverheiratete Mädchen gewinnen, so wie es früher Brauch war. Damals sind sie in Gruppen durch das Dorf gegangen. Das kann man mit der heutigen Zeit nicht mehr vergleichen. Aber wir sind froh, dass wir diesen Brauch wieder beleben konnten“, berichtet der Vorsitzende Helmut Hančo aus Schleife. Die Osterchoräle werden auf Sorbisch gesungen. „Das ist nicht mehr unsere Muttersprache, und deshalb müssen besonders die jungen Mädchen und Frauen sich anstrengen, um die Lieder auswendig zu lernen. Das ist notwendig, um mitmachen zu können. Für die Bewahrung der Tradition im Schleifer Kirchspiel ist viel Enthusiasmus und Liebe zur Tradition notwendig“, meint Hančo.
Martina Arlt
“Und die sorbischen Lieder lieben auch ihn”
Nowy Casnik13. März 2013
Anmerkungen zum Liederbuch “Slěpjański spěwnik”
Überall in der Nieder- und der Oberlausitz, wo Sorben/Wenden leben, bemühen sich die Menschen, die sorbische Sprache und Kultur zu erhalten, sie zu pflegen oder sie wieder zu neuem Leben zu erwecken. Und in einer Region sind diese Bemühungen und Aktivitäten besonders stark und erfolgreich: im Schleifer Kirchspiel, das mit seinen acht Dörfern nicht gerade groß ist. Schon seit längerem bewegt sich dort eine ganze Menge und das verdient aufrichtige Anerkennung. Und das auch deshalb, weil alle diese sorbischen Aktivitäten und Projekte meistens Initiativen aus dem Volk selbst sind, wenn auch unterstützt von der Domowina und weiteren. Die Liste der Aktivitäten ist lang – das SKC, das Schleifer Folkloreensemble, die Kantorki, die Gruppe Rowniske głose, der bilinguale Unterricht an der Schleifer Schule, die Witaj-Kita in Rohne, die Domowina-Ortsgruppen, der Njepila-Hof, das Schuster-Haus in Trebendorf, sorbische Gottesdienste in der Schleifer Kirche und noch vieles mehr.
Überall dort wird das spezielle Schleifer Sorbische groß geschrieben – eben jene regionale Sprache, die Kultur, Tracht und alles, was in der Schleifer Region einzigartig ist, was ein bisschen anders ist als in der Niederlausitz oder in der Kamenzer Region. Und die Aktivitäten im Kirchspiel werden immer mehr auf das Ureigene ausgerichtet. Richtig so! Ein Grund dafür ist wohl der, dass der reiche Schatz, den die Heimatregion zu bieten hat, die Menschen in einer Zeit vereint, in der einem großen Teil des Schleifer Kirchspiel die Gefahr droht, abgebaggert zu werden.
Und die verstärkte Hinwendung zur eigenen Kultur und Sprache kann eine Art Sicherheit dafür sein, dass diese bewahrt werden, auch wenn es dazu kommen sollte, dass die Menschen ihr Haus an einem anderen Ort im Kirchspiel neu
aufbauen müssen.
Das neueste Beispiel für die Schleifer Aktivitäten – und damit für den starken Lebenswillen – ist das Liederbuch “Slěpjański spěwnik” mit dem Titel “Daj mi jedno jajko, how maš hobej dwě”. Es enthält insgesamt 160 typische Schleifer Volkslieder – im Schleifer Sorbisch und auf Deutsch, mit Noten und zwei CDs. Es eignet sich also wunderbar zum Singen – allein oder in der Gruppe - und auch zum Lernen dieser Lieder und der Sprache.
Vor zehn Jahren wurde die Idee für dieses Liederbuch geboren. Dieter Reddo aus Klein-Trebendorf, der schon seit 55 Jahren fleißig alle Schleifer Lieder sammelt, gab den Impuls dazu; und Hartmut Hantscho aus Schleife, der viele Jahre als Tänzer im Schleifer Ensemble mitgemacht hat, war sofort Feuer und Flamme dafür. Später gesellte sich die aus Bautzen stammende Juliana Kaulfürst hinzu, die schon seit einigen Jahren in Schleife für das Sorbische arbeitet.
Am 2. März konnten sie nun ihr Produkt präsentieren und luden zur Premiere in den Njepila-Hof ein. Das Vereinszimmer war rappelvoll mit rund 70 geladenen Gästen.
Leider mussten viele, die auch gern dabei gewesen wären, an diesem Tag zu Hause bleiben. Es war ein wunderbarer sorbischer Kulturabend, an dem viel gesungen wurde – selbstverständlich Lieder aus dem Buch. Elvira Rathner, Anke Fischer, Juliana Kaulfürst und Uwe Hermasch traten als neue Gruppe auf; und Veit Hanusch und Gerald Schön begleiteten den Gesang.
Und viele schöne Worte – im Schleifer Sorbisch, auf Obersorbisch und Deutsch – wurden gesprochen – von Dieter Redo und Dr. Fabian Kaulfürst. Letzterer berichtete über die lange Geschichte der sorbischen Volkslieder in der Schleifer Region und würdigte die unermüdlichen Aktivitäten für die Herausgabe des neuen Liederbuches.
Lobende Worte fand er insbesondere für all diejenigen, die die Lieder über die Jahrhunderte gepflegt und erhalten haben. Dazu gehört auch Dieter Reddo. “Du liebst die sorbischen Lieder sehr, aber die Lieder lieben auch dich, sonst wären sie schon längst aus deinem Kopf entwischt”, sagte Kaulfürst. Er betonte, dass das Buch auch eine wichtige Dokumentation des Schleifer Sorbisch mit all seinen grammatikalischen und lexikalischen Besonderheiten und Schönheiten sei.
Dieter Redo, der ebenso wie die anderen Autoren, viele Bücher signieren musste, war an diesem Abend der Glücklichste von allen. “Lange hat´s gedauert, aber jetzt ist es vollbracht”, sagte er. Auch wenn die Ratlosigkeit streckenweise groß war ...
Das Schleifer Liederbuch ist das erste Produkt des neuen sorbischen Vereins Kólesko, dem ca. 15 Mitglieder angehören. Sein Betätigungsfeld sind die Schleifer Mundart und die Kultur und vor allem die Geschichte des Schleifer Kirchspiels. Er steht also nicht in Konkurrenz zu anderen Gruppen und Vereinen, im Gegenteil! Er möchte dafür sorgen, dass das Liederbuch in viele Häuser einzieht. Demnächst werden die Mitglieder zu diesem Zweck Gesangsabende organisieren.
Das Liederbuch ist fertig; nun sind alle auf das Schleifer Wörterbuch gespannt, an dem eine Gruppe des Njepila-Hof-Vereins schon lange arbeitet.
Horst Adam
Den Schleifer Sagenschatz bewahren
Serbske Nowiny09.05.2018
Der Schleifer Verein Kólesko hat das zweisprachige Buch „Wie die Schleifer Kirche zu ihrem Kirchturm kam“ herausgegeben. Der Band in Deutsch und im Schleifer Sorbisch umfasst insgesamt 152 Sagen.
Schleife (AK/SN). Mit diesem umfangreichen Band will der Kólesko-Verein die Sagen aus dem Schleifer Gebiet und der Muskauer Heide bewahren. Das hob der Vereinsvorsitzende Hartmut Hantscho vorgestern bei der Buchpremiere im Atelier des Künstlers Thomas Schwarz in Schleife hervor. Die Folkloregruppe des Vereins hat die Veranstaltung musikalisch umrahmt.
Das Buch ist mit einer Auflage von 800 Exemplaren erschienen und umfasst 152 Sagen im Schleifer Sorbisch und auf Deutsch. Und „es stellt einen weiteren Beitrag zur Bewahrung unseres Dialekts dar“, sagte Hantscho. Die Herausgabe wurde gefördert von der Stiftung zu Hause in Schleife, Rohne und Mulkwitz; die Illustrationen sind von dem Rohner Maler, Restaurator und Stuckateur Jörg Tausch. Nach dem Liederbuch „Slěpjański spiwnik“, dem Akkordeon-Notenheft mit dem Titel „Dyž gerc zagrajo, dźewjeć bóli zažyjo“ und dem zusammen mit dem Verein Njepila- Hof herausgegebenen Wörterbuch „Kak to jo bylo, 1.000 Slěpjańskich słowow“ ist der neueste Band das vierte Buch, das den Lesern helfen soll, sich den besonderen Schleifer Dialekt anzueignen. „Hartmut Hantscho nutzte ein umfangreiches Quellenmaterial und gab außerdem viele Anregungen. Dieter Reddo hat die Schriften ergänzt und Hantscho hat sie neu aufgeschrieben. Die Handschriften bildeten die Grundlage für die akribische Arbeit von Juliana Kaulfürstowa, die sie ins Schleifer Sorbisch übertragen hat“, beschrieb der Festredner Wolfgang Goldstein dieses außerordentliche Gemeinschaftswerk. Für das Endlektorat war Dr. Hync Rychtaŕ zuständig. Der Sorabist und Slawist unterstrich, dass „es sich beim Schleifer Sorbisch um eine regionale Mundart handelt, in der sich meiner Einschätzung nach verschiedene archaische slawische Elemente und Besonderheiten am besten bewahrt haben“.
„Schleifer Sagenbuch“
Nowy Casnik16.05.2018
Die Schleifer sind in Sachen Erhaltung ihrer Kultur sehr umtriebig. Kürzlich ist das Buch „Wie die Schleifer Kirche zu ihrem Kirchturm kam. Volkssagen aus dem Schleifer Kirchspiel und der Muskauer Heide“ erschienen. In sieben Kapiteln wurde zusammengestellt, was sich die Menschen hier über die Geschichte, über Gespenster, den Teufel, Haus- und Windgeister und Hexen erzählt haben. Insgesamt enthält das Buch 150 kürzere und längere Sagen auf 250 Seiten. Herausgeber ist der Kólesko e. V.
Der Vereinsvorsitzende ist Hartmut Hantscho, er hat das Vorwort zu diesem Buch geschrieben. Darin beschreibt er, wie sein Ururgroßvater Johann Hantscho-Hano mit Willibald von Schulenburg die Schleifer Kulturgeschichte im 19. Jahrhundert dokumentiert hat. Sie hatten auch Sagen gesammelt, die nun den Grundstock für das neue Buch gebildet haben. Viele davon waren zunächst auf Deutsch veröffentlicht. Sie wurden vorwiegend von Dieter Reddo zurückübersetzt. Außerdem hat Juliana Kaulfürst das zu Papier gebracht, was Marie Hentschel und Marie Kudźelina auf Band erzählt hatten. Das Lektorat haben Juliana Kaulfürst und Dr. Heinz Richter übernommen. Jede Geschichte ist im Schleifer Sorbisch und auf Deutsch abgedruckt. Die Illustrationen sind von Jörg Tausch aus Rohne. Vergangene Woche Montag fand im Atelier von Thomas Schwarz in Schleife die Buchpremiere statt, zu der zahlreiche Besucher kamen. Die Gruppe Kólesko hat die Veranstaltung mit Liedern aus dem Schleifer Liederbuch musikalisch umrahmt. Die Besucher erlebten einen schönen Abend in dem Atelier und dem Garten und konnten das Buch natürlich auch kaufen. Man kann es zu einem Peis von 20 Euro in der Lodka in Cottbus, im SKC Schleife und in der Smolerschen Buchhandlung in Bautzen erstehen.
Derzeit arbeitet der Kólesko-Verein am Online-Wörterbuch für das Schleifer Sorbisch und an einer Publikation, in der das Ankleiden der Schleifer Tracht beschrieben wird. S. K.
Reiche Schleifer Sagenwelt bleibt in einem Buch lebendig
LAUSITZER RUNDSCHAU Online08.05.2018
Schleife. 150 Sagen enthält das 250-Seiten-Werk des Kólesko-Vereins. Fünf Jahre hat das Team die Geschichten gesichtet, gesammelt, niedergeschrieben und ins Schleifer Sorbisch übersetzt. Von Torsten Richter-Zippack
Was hat es mit der Tränenwiese im Muskauer Park auf sich? Wie ist die Schleifer Kirche zu ihrem Turm gekommen? Und warum besitzen Schweine krumme Schwänzchen? All diese Fragen und noch viele weitere beantwortet das druckfrische Schleifer Sagenbuch. Nach fünfjähriger Arbeit ist das 250 Seiten starke Werk jetzt im Atelier des Schleifer Holzkünstlers Thomas Schwarz erstmals öffentlich präsentiert worden. Der Gastgeber zeigt sich auch gleich hellauf begeistert: „Die Lausitzer Sagenwelt trage ich immer in meinem Hinterkopf. Wenn ich mal entsprechende Arbeiten in anderen Regionen anfertige, habe ich nicht solch einen Bezug zu den Geschichten wie in der Heimat. Daran merkt man, welchen Schatz wir hier haben.“
Diesen Schatz haben Hartmut Hantscho und Dieter Reddo für den Kólesko-Verein, der als Herausgeber fungiert, jetzt im Schleifer Sagenbuch zusammengetragen. Hantscho hat zu den Geschichten, die sich vorrangig im Schleifer Kirchspiel sowie in den angrenzenden Gebieten der Muskauer Heide sowie im Spremberger Gebiet zugetragen haben sollen, ohnehin ein ganz besonderes Verhältnis. „Mein Ururgroßvater Johann Hantscho-Hano hatte einst die unter den Leuten erzählten Geschichten zu Papier gebracht. Es war dann wohl eine glückliche Fügung, dass er im Jahr 1880 auf den bekannten Volkskundler Wilibald von Schulenburg traf. Dieser veröffentlichte einen Teil der Schleifer Sagen in seinem anno 1882 erschienenen Buch „Wendisches Volkstum in Sage, Brauch und Sitte“, berichtet Hartmut Hantscho. Weitere Ergebnisse wurden darüber hinaus in den Niederlausitzer Mitteilungen publiziert. „Jetzt haben wir die Schleifer Sagen erstmals in einem Werk zusammengetragen“, kommentiert Hantscho, der hauptberuflich als Sachverständiger beim TüV sein Geld verdient.
Darüber hinaus hat Dieter Reddo zwei Geschichten beigesteuert, die bislang wohl noch nie veröffentlicht worden sind. Unter anderem geht es um das verschwundene Christkind von Mulkwitz. Das Mädchen soll vor langer Zeit von einem Edelmann gedrängt worden sein, seine Kutsche zu besteigen. Doch als das Gefährt die Neustädter Grenze überrollte, war das Christkind plötzlich verschwunden. „Die Geschichte haben die Alten erzählt, als ich jung war“, erinnert sich der 76-jährige Reddo, der als Fleischer tätig war. „Da habe ich sie einfach mal aufgeschrieben.“
Das Besondere am Sagenbuch: Die Texte sind sowohl in Deutsch als auch im Schleifer Sorbisch zu lesen. Die entsprechenden Übersetzungen nahmen Juliana Kaulfürst und Dr. Hync Rychtar als Lektor vor. „Wir wollen mit dem Buch den Menschen ein Werkzeug zum Schleifer Sorbisch in die Hand geben“, erklärt Hartmut Hantscho. Schließlich solle diese Sprache nicht aussterben.
Das Werk gliedert sich in sieben Kapitel. Die Geschichten werden in Sagen zur Ortsgeschichte, in sagenhafte Wesen aus Wald und Flur, in Haus- und Windgeister, Hexen und Zauberer, Teufel und nicht zuletzt in lustige Erzählungen eingeteilt.
Darüber hinaus lebt das Buch von seinen 43 Illustrationen, davon 16 in Farbe. Autor dieser Kunstwerke, die mittels Spachteltechnik geschaffen wurden, ist der Rohner Jörg Tausch. „Mich hatte vor Jahrzehnten der Hoyerswerdaer Maler Kurt Klinkert in die sorbische Sagenwelt eingeführt. Seitdem lässt mich dieses Thema nicht mehr los“, erklärt der gebürtige Hoyerswerdaer seine Intention. Der Schleifer Ortsvorsteher und Schulleiter Wolfgang Goldstein ist von den Bildern geradezu verzückt: „Man erkennt in diesen Geschichten weitere Geschichten. Dadurch wird das Buch zu etwas Einzigartigem“, erklärt der Pädagoge in seiner Laudatio.
„Mehr Heimatkunde geht eigentlich nicht“, fasst Hartmut Hantscho zusammen. Er wünscht sich, dass das Sagenbuch auch im Schulunterricht reichlich genutzt wird. Das Werk ist ab sofort zum Preis von 20 Euro im Sorbischen Kulturzentrum Schleife, beim Verein Kolesko, in der Smolerischen Verlangsbuchhandlung Bautzen sowie in der Cottbuser Lodka zu haben.
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Den Sagenschatz für die Nachwelt erhalten
Sächsische Zeitung Online15.05.2018
Der Schleifer Verein Kólesko gibt ein zweisprachiges Buch mit 152 Sagen der Region heraus.
Von Andreas Kirschke
Schleife. Mit einer vielfältigen Sammlung will der Verein Spinnrad (Kólesko) Sagen des Schleifer Kirchspiels und der Muskauer Heide für die Nachwelt bewahren. Dies unterstreicht Vorsitzender Hartmut Hantscho im Atelier des Holzkünstlers Thomas Schwarz während der Vorstellung des neuen Schleifer Sagenbuches „Wie die Schleifer Kirche ihren Turm erhielt“. Das Buch enthält 152 Sagen in Deutsch und in Schleifer Sorbisch. Es ist Resultat der kontinuierlichen Vereinsarbeit. Das Buch, das der Verein mit einer Auflage von 800 Exemplaren herausgibt, bewahre kulturelles Erbe und sei ein weiterer Beitrag zur Sprachförderung des Schleifer Sorbisch, so der Vorsitzende. Für die Illustrationen sorgte der Rohner Maler, Restaurator und Stuckateurmeister Jörg Tausch.
Erhalt der sorbischen Sprache
Nach dem „Schleifer Liederbuch“, dem Akkordeon-Notenheft und dem 2016 in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Njepila-Hof Rohne herausgegebenen Wörterbuch „Wie es einmal war, 1000 Worte Schleifer Sorbisch"
Schleifer Sorbisch“ gibt der Verein Spinnrad damit ein weiteres Buch zum Erlernen des Schleifer Sorbisch heraus. Jahrelange intensive Detailarbeit liegt ihm zugrunde. „Hartmut Hantscho war im Besitz eines umfassenden Grundstockes an Anregungen zu den vorliegenden Sagen. Sie wurden von Dieter Reddo ergänzt und niedergeschrieben. Das wiederum musste handschriftlich von Hartmut Hantscho übertragen werden. Es ergab dann die Grundlage für die akribische Arbeit von Juliana Kaulfürstowa, dies in Schleifer Sorbisch zu Papier zu bringen“, würdigt Laudator Wolfgang Goldstein, Leiter der Schleifer Oberschule. Für das Endlektorat und für sprachliche Beratung sorgt Dr. Hync Rychtaŕ. Vor allem Sagen wie „Lutki“, „Zmij“, „Ćipołdnica“ und „Der alte Lawko aus Schleife“ begeistern ihn bis heute. Seine Großmutter erzählte ihm als Kind nicht nur über die Familie und das dörfliche Leben. „Sie erzählte viel über den Volksglauben“, schilderte Dr. Hync Rychtaŕ. „Sie war sehr gesprächig und sehr klug. Sie hatte ein gutes Gedächtnis. Für mich als Kind war das eine Fundgrube.“
Das Schleifer Sorbisch, so betonte der Sorabist und Slawist in diesem Zusammenhang, ist ein regionaler Dialekt. Es weist heute einen reichen Fundus bewahrter schriftlicher Quellen auf. „Für mich ist es im Grunde derjenige sorbische Dialekt, der sich die ursprünglichen slawischen Elemente und Besonderheiten am besten bewahrt hat“, so der Wissenschaftler.
Im jetzt erschienenen „Schleifer Sagenbuch“ haben ihn einige Sagen und Anekdoten berührt. In ihnen zeigen sich Lebenswille, Schönheitssinn und Liebe zur Natur. „Die Menschen damals gaben sich nicht auf. Sie führten ihr Leben trotz aller Schicksalsschläge, Krisen, Todesfälle und Widrigkeiten immer weiter“, so der gebürtige Schleifer. „Trotz harter Arbeit konnten sie singen, fröhlich sein, Feste feiern.“
Lange Geschichte und Tradition
Wie Hync Rychtaŕ freute sich Montag auch Helmut Hantscho über das entstandene „Schleifer Sagenbuch“. 1990 bis 2001 war er in Schleife Bürgermeister. Sein Urgroßvater Johann Hantscho-Hano und Willibald von Schulenburg veröffentlichten 1882 ihre Sammlung mit Sagen und Erzählungen im Buch „Wendisches Volkstum in Brauch und Sitte.“ Darin vertieft sich Helmut Hantscho immer wieder gern. Mit 14 Jahren las er erstmals in Robert Pohls „Sagenbuch des Kreises Rothenburg“ Urgroßvaters Sagen. So war seine Neugier geweckt. Er forschte genauer nach. 1972 schrieb er aus den „Niederlausitzer Mitteilungen“ alle dort enthaltenen Sagen des Urgroßvaters von Hand ab. So prägte er sie sich ein. In den Sagen entdeckte er die Schönheit der Landschaft im Schleifer Kirchspiel.
Die Sagen selbst erzählen von Glauben und Aberglauben. „Man liest auch, wie ärmlich und hart die Bauern damals ihr Leben fristeten“, meint Helmut Hantscho. Seinem Sohn Hartmut und Tochter Elvira gab er die Liebe zur Heimat und die tiefe Verbundenheit zur Geschichte weiter. Für das jetzt erschienene „Schleifer Sagenbuch“ stellt Helmut Hantscho ein Foto seines Urgroßvaters zur Verfügung.
Er unterstützte bereitwillig bei mancher offenen Frage. „In dieser Kompaktheit, in dieser Dichtheit, in dieser Vielfalt ist das jetzige Schleifer Sagenbuch sicher beispielhaft“, meinte der 79-Jährige während der Präsentation des neu erschienenen Buches. „Sehr originell und gelungen sind die Illustrationen.“
http://www.sz-online.de/nachrichten/den-sagenschatz-fuer-die-nachwelt-erhalten-3935697.html
Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko
Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Groß Düben, Schleife, Trebendorf19.12.2018
Am 23.11.2018 um 18:00 Uhr wurde in der Schleifer Kirche das neue Buch des Vereins Kólesko vorgestellt.
Das Buch mit dem Titel „Gładźarnica - Die Schleifer Tracht – Dźěćetko“ stellt den 1. Teil einer geplanten Triologie zur Schleifer Tracht dar.
Wolfgang Goldstein würdigte in seiner Laudatio die vorliegende Publikation als notwen- digen und wichtigen Schritt zur Bewahrung der sorbischen Traditionen und Bräuche des Schleifer Kirchspiels. Umrahmt wurde die Buchpräsentation durch die Gesangs- und Musikgruppe des Vereins Kólesko.
Der Fertigstellung des Buches gingen umfangreicher Recherche- und Näharbeiten voraus. Als Hauptautorin fungierte dabei Elvira Rathner. In den zurückliegenden 4 Jahren wurden nicht nur alle acht Christkindstrachten nachgeschneidert, sondern auch die dafür not- wendigen Arbeitsschritte fotodokumentiert.
Das Buch gliedert sich in 3. Hauptabschnitte.
Das 1. Kapitel widmet sich dem historischen Hintergrund des sorbischen Christkinds- brauchs, seiner Herkunft und Entstehung, dem daran haftenden Aberglaube und es enthält einen geschichtlichen Abriss zur Entwicklung des Brauches.
Das 2. Kapitel beinhaltet eine fotodokumentarische Anleitung einschließlich einer Beschreibung der einzelnen Arbeitsschritte bei der Anfertigung der Trachtenteile für die acht Christkindstrachten.
Das 3. Kapitel beinhaltet eine fotodokumentarische Anleitung einschließlich Beschreibung der einzelnen Schritte beim Ankleiden der acht Christkindstrachten.
Ergänzt wird die Beschreibung durch historische Fotos und Fotografien zur Brauchtums- pflege bis in die Gegenwart.
Das Buch ist im Sorbischen Kulturzentrum Schleife, in der Smolerschen Buchhandlung Bautzen, im Sorbischen Museum Bautzen sowie in der Sorbischen Kulturinformation Lodka Cottbus erhältlich.
Hartmut Hantscho
Das “Dźěćetko” erleben und seinen gnadenreichen Segen erfahren
Katolski Posoł02.12.2018
Neues Buch “Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko” erschließt religiösen und sorbisch Reichtum
Mit großem Gewinn und tief beeindruckt habe ich das kürzlich erschienene Buch mit dem Titel “Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko” gelesen (gładźarnica bedeutet Ankleidefrau) und mir angeschaut. Das Buch wurde vom Kólesko e. V. herausgegeben. Elvira Rathner hatte die Texte geschrieben und die Fotos ausgesucht. Die Lektorin war Juliana Kaulfürst.
Es ist beabsichtigt, eine Buchreihe über die Schleifer Trachten herauszubringen. Das jetzt erschienene erste Buch ist dem Dźěćetko gewidmet. Das Buch ist in deutscher Sprache verfasst und beinhaltet alle charakteristischen Bezeichnungen im Schleifer Sorbisch. Viele Farb- und informative Fotos bereichern den Inhalt auf belebende Weise. Es werden die Geschichte, der religiöse und der sorbisch-Schleifer Inhalt, die Symbolik, die einzelnen Trachtenteile und das Vorgehen beim Ankleiden beschrieben. Besonders interessant sind die Spezifika der Tracht der verschiedenen “Dźěćetka” in jedem der acht Dörfer. Denn jedes hat sein “eigenes” Dźěćetko.
Alles hat seine Bedeutung. Zu Beispiel ist in dem Buch zu lesen, die Rute spende Leben und Segen.Sie dient also nicht der Bestrafung. Auch das Christkind, das zu den Kindern kommt, bestraft nicht.
Mich hat das Buch zutiefst bewegt. Besonders erfreulich finde ich, dass sich die Einheimischen den Reichtum ihres religiösen und sorbischen Lebens in der heutigen Zeit wieder erschließen. Sie haben Zeiten der Erniedrigung und Missachtung durchlebt. Außer der Braunkohleförderung hatte sich auch die Zeit, in der eine atheistische Ideologie vorherrschte, verheerend ausgewirkt. Ich hoffe und wünsche den Menschen in der Schleifer Region weiterhin diesen Enthusiasmus und immer mehr Menschen, die sich für die Schätze ihrer Region interessieren. Besonders das Dźěćetko wird als geheimnisvolles, Segen erteilendes Wesen mit einem positiven Einfluss auf die Menschen verbunden. In ihm werden die grundlegenden Fragen und Sehnsüchte des Menschen mit Glauben, Hoffnung und Liebe vereint.
Wer die Osterreiter mit ihrer inneren Frieden stiftenden und befreienden Botschaft erleben möchte, der muss Ostern in die katholischen sorbischen Gemeinden kommen. Wer das Dźěćetko und seinen gnadenreichen Segen erfahren möchte, sollte sich in der Adventszeit in die evangelischen Schleifer Dörfer aufmachen. Sucht diese Möglichkeit und findet sie. Lasst euch von dem doch recht weiten Weg nicht abschrecken. Ich wünsche unseren Schleifer Brüdern und Schwestern weiterhin Gottes Segen bei ihren stetigen Bemühungen - unserem gemeinsamen Gott zu Ehren und den Sorben, ja allen Menschen zum Nutzen.
Stani Brězan, Kopschin
Übermittler von Glück und Gesundheit
Serbske Nowiny26.11.2018
In den kommenden Wochen wird das Schleifer Dźěćetko wieder zu zahlreichen Veranstaltungen unterwegs sein. In einem neuen Buch wurden jetzt alle Einzelheiten über das Dźěćetko zusammengetragen.
Schleife (AK/SN). Zum ersten Mal wurden die Dźěćetka der acht Dörfer des Schleifer Kirchspiels in Buchform für die zukünftigen Generationen beschrieben und dokumentiert. Der Kólesko-Verein hat das Buch mit dem Titel „Gładźarnica – Die Christkinder des Kirchspiels Schleife“ herausgegeben. Dafür waren langjährige Recherchen erforderlich. „Die Forschungen führten ins Sorbische Museum in Bautzen, in das Stadtmuseum, ins Sorbische Institut, in das Museum für europäische Volkskultur Berlin sowie in Privatarchive“, sagte Hartmut Hantscho, Vorsitzender des Kólesko-Vereins, am vergangenen Freitag bei der Buchpremiere in der Schleifer Kirche.
Elvira Rathner hat die Texte geschrieben und die Fotos ausgesucht. Das Projekt unterstützt haben Juliana Kaulfürst als Lektorin, Jörg Tausch als Gestalter des Titelbilds, Karsten Nitsch als Fotograf und Gerald Schön als Verantwortlicher für die Gestaltung und den Satz. Das Stichwort „Gładźarnica“ betont die Bedeutung der Anputzfrauen. Das Buch hat die Stiftung zu Hause in Schleife, Rohne und Mulkwitz gefördert. Detailliert beschreibt Rathner die einzelnen Trachtenteile und wie sie angekleidet werden. „Dazu sind nur wenige historische Fotos erhalten geblieben.“ Das älteste bekannte Bild eines Schleifer Dźěćetko im Pfarrgarten stammt aus dem Jahre 1890. Der Fotograf ist unbekannt. Heute besucht das Dźěćetko im Advent Kinder ebenso wie Senioren und überbringt ihnen Gottes Segen, Glück und Gesundheit.
„Mit der geschickten Auswahl an Worten und Bildern ist es Elvira Rathner gelungen, den Zusammenhalt und die innere Verbundenheit der Einwohner aller Dörfer unseres Kirchspiels mit ihren gemeinsamen Wurzeln und Traditionen zu beschreiben“, unterstrich der Ortsvorsteher von Schleife Wolfgang Goldstein in der Laudatio. „Diese detaillierte Beschreibung der einzelnen Teile der Dźěćetko ist bisher wohl einzigartig.“ Außerdem hat die Autorin der Neuheit die Trachten für alle acht Dźěćetka – für Schleife, Trebendorf, Klein Trebendorf, Halbendorf, Groß Düben, Rohne, Mulkwitz und Mühlrose – selbst genäht. „Für mich ist das Buch ein Meilenstein bei der Bewahrung des Schleifer Erbes. Denn gerade im Schleifer Kirchspiel sind der Glaube und die sorbischen Traditionen bis heute eng miteinander verbunden“, sagte die Pfarrerin Jadwiga Mahling.
Das Buch ist zu einem Preis von 25 Euro im SKC Schleife, der Smolerschen Buchhandlung, der Lodka in Cottbus und beim Kólesko-Verein erhältlich.
Warum Sorben und Wenden das „Bescherkind“ eher ablehnen
LAUSITZER RUNDSCHAU Online22.12.2018
Schleife/Hoyerswerda. Im Advent wünscht eine sorbische Figur den Menschen Glück und Segen. Aber wie wird sie korrekt genannt? Christkind oder Bescherkind? Von Torsten Richter-Zippack
„Dźěćetko“ nennen es die Sorben/Wenden, Christkind die Deutschen. Oder aber Bescherkind. Über die Bezeichnung dieser sorbischen Figur gibt es unterschiedliche Auffassungen in der Lausitz. Alljährlich wenn es auf Weihnachten zugeht, taucht in manchen Dörfern um Hoyerswerda, im Schleifer Kirchspiel sowie in Jänschwalde (Spree-Neiße) ein Trio in farbenfrohen, reich verzierten sorbischen Trachten auf. „Das Christkind geht mit seinen beiden Begleiterinnen um“, heißt es dann unter den Einheimischen. Tatsächlich schreitet das Christkind, dessen Gesicht stets verhüllt wird, in seinem Heimatdorf stumm von Gehöft zu Gehöft beziehungsweise von Mensch zu Mensch. Es streichelt die Wangen und berührt mit seinem Birken- oder Ginsterzweig, der Lebensrute, die Schulter seines Gegenübers. Auf diese Weise werden Glück und Segen gewünscht. Anschließend gibt es von den Begleiterinnen ein kleines Präsent.
Begriff aus DDR-Zeiten
„Es handelt sich natürlich um unser Christkind“, sagt Elvira Rathner, die erst Ende November mit ihrem Schleifer Verein „Kólesko“ ein über 200 Seiten starkes Buch über diesen Brauch im Kirchspiel Schleife herausgegeben hat. Den in der Lausitz bislang ebenfalls existierenden Begriff „Bescherkind“ lehnt die bekennende Sorbin dagegen ab. „Mich stört diese Bezeichnung sehr, auch wenn es Menschen gibt, die das Bescherkind nicht schlimm finden.“ Tatsächlich, so haben Rathner und ihr Bruder Hartmut Hantscho recherchiert, muss der von ihnen ungeliebte Begriff zu DDR-Zeiten entstanden sein. „Das Bescherkind wurde damals erdacht, um den christlichen Bezug zu verleugnen“, sagt Elvira Rathner. „Schließlich wurden selbst Weihnachtsengel als „Jahresendflügelfigur“ bezeichnet.
Alljährlich wird am ersten Advent das Schleifer Christkind in der Kirche eingesegnet. „Schließlich ist die eigentliche und ursprüngliche Funktion dieser Figur das Segnen“, erklärt die Schleifer Pfarrerin Jadwiga Mahling. Auch für sie stammt das „Bescherkind“ aus sozialistischen Zeiten, in denen jeglicher christlicher Bezug verpönt war. „Der Fokus wurde stattdessen stärker auf Bescherung und Folklore gelegt. Dies hat sich teilweise bis heute erhalten, siehe das Stollenanschneiden durch das Christkind in Hoyerswerda auf dem Weihnachtsmarkt.“
Brauch lebendiger denn je
In der Stadt an der Schwarzen Elster scheint das Bescherkind jedoch lebendiger als anderswo in der Lausitz. Kirsten Böhme vom Trachtenhaus Jatzwauk sagt aber, dass seit den 1990er-Jahren wieder der sorbische Begriff „Bože dźěćatko“, wörtlich übersetzt „das Kindchen“, bekannter gemacht wird. „Auch wenn es für die Deutschen ein Zungenbrecher ist“, wie sie anmerkt. Der Brauch sei lebendiger denn je. „Meine Großmutter hat diese Tradition in Hoyerswerda in Zusammenarbeit mit Partnern im Jahr 1991 wiederbelebt. „Heute gehen die Bescherkinder regelmäßig in Zeißig und neuerdings auch in Schwarzkollm.“
Werner Böhme, ebenfalls vom Trachtenhaus Jatzwauk, sagt indes, dass das Christkind unter den evangelischen Sorben verankert sei. Im Sorbischen gebe es für die Figur nur eine Bezeichnung im Deutschen zwei. Der Begriff Bescherkind sei erst nach dem Jahr 1945 aufgrund der offiziell angeordneten Abkehr von der Kirche entstanden. Durch wen und wann genau dies passierte, lasse sich heute kaum mehr nachweisen.
Die Domowina als Dachverband sorbischer Vereine sagt, dass der Brauch für dasjenige Kirchspiel, indem er gepflegt wird, eine große Bedeutung habe. „Wir respektieren die jeweils regional übliche Bezeichnung“, sagt Domowina-Sprecherin Bärbel Felber.
Der einzige Niederlausitzer Ort mit einem sorbischen/wendischen Christkind ist Jänschwalde. „Die Älteren haben nie den Begriff Bescherkind verwandt“, sagt Nadine Adam, Leiterin des Wendisch-Deutschen Heimatmuseums. Sie weiß von vielen Gesprächen mit Einheimischen, dass sich viele Leute über den leichtsinnigen Umgang mit den beiden Bezeichnungen ärgern.
Immerhin: „Die Erinnerung ans Jänschwalder Christkind reicht bis ins Jahr 1876 zurück. Aber der Brauch dürfte viel älter sein“, sagt Adam. Im örtlichen Museum ist mittlerweile auch eine Figur des Christkindes zu finden. Das echte war früher immer am Mittwoch vor Heilig Abend im Ort unterwegs, heute sind es die frühen Abendstunden des dritten Advents. Auf das Bescherkind warte in Jänschwalde niemand, aber viele auf das Christkind.
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