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Lausitzer Sorben profitieren vom Kohleausstieg
Lausitzer Rundschau / moz.de11. Februar 2019
Cottbus (LR) Die Digitalisierung der beiden sorbischen Sprachen, ein sorbisches Kompetenzzentrum Wirtschaft und Strukturwandel, eine Schule für obersorbische Sprache und Kultur, die Verstärkung des Sorbischen Institutes sowie ein Infoportal Schleifer Sorbisch: Diese und weitere Projekte sind im Abschlussbericht der Kohlekommission festgehalten.
Und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) deutet an, den Vorschlägen folgen zu wollen. Die sorbische Kultur soll damit vom Kohleausstieg profitieren.
Das Kirchspiel Schleife, das acht Dörfer, sieben in Sachsen und eines in Brandenburg, umfasst, wird seit Jahrzehnten durch den Tagebau Nochten beeinflusst. Mehrere Ortsteile mussten seit den 1950er-Jahren der Kohle weichen. Jetzt steht die Umsiedlung der 200 Einwohner von Mühlrose bevor. Die „Sprachlandschaft Schleife“, ein Vorhaben des Sorbisches Institutes, will dem Aussterben des Schleifer Sorbisch entgegenwirken. Die Regionalvariante der sorbischen Sprache mit Elementen aus dem Ober- und dem Niedersorbischen verfügt nach Angaben von Institutsdirektor Dr. Hauke Bartels bislang nur über vereinzelte Dokumentationen. Außerdem beherrschen lediglich einige Dutzend, vorwiegend ältere Menschen, diese Sprachvariante. „Wir planen daher, am Beispiel des Schleifer Sorbisch einen Prototyp für eine digitale Informationsplattform zu sorbischen Sprachlandschaften zu erstellen, die als erster Schritt zu einer die gesamte Lausitz umfassenden Dokumentation des regional vielfältigen Sprachwissens dienen kann“; erklärt Bartels. Damit solle die Identitätsbildung gefördert werden. Außerdem handele es sich um die Grundlage einer interkulturell angelegten Heimatkunde sowie den Schutz und die Vitalität der sorbischen Bräuche und Feste, die seit fünf Jahren im Bundesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes verzeichnet sind.
Hauke Bartels lobt die guten Vorarbeiten des Schleifer Vereins „Kolesko“. Dessen Protagonisten haben erst im vergangenen Jahr das Schleifer Sagenbuch sowie das Auftaktwerk zu einer Trilogie über die Schleifer Trachten veröffentlicht. „Dadurch ist das sächsische Kulturministerium auf uns aufmerksam geworden und hat angefragt, ob unterstützt werden kann“, sagt Vereinsvorsitzender Hartmut Hantscho. Das Vorhaben trägt im Abschlussbericht der Kohlekommission die Nummer 132. „Allerdings ist diese Liste unverbindlich“, gibt Hauke Bartels zu bedenken. Sorbisches Institut und Kultusministerium werden sich darum bemühen, das Projekt auch tatsächlich zu realisieren. „Eine endgültige Entscheidung hierzu ist noch nicht gefallen“, so Bartels weiter.
Der sächsische Bundestagsabgeordnete Marian Wendt (CDU) begrüßt die Ergebnisse der Kohlekommission für die Sorben/Wenden. Wendt ist Mitglied des beratenden Ausschusses für Fragen des sorbischen Volkes im Bundesinnenministerium. „Die zahlreichen Umsiedlungen des Braunkohlenabbaus belasten auch das Volk der Sorben/Wenden im Lausitzer Revier in ihrem Bestreben, ihre Sprache, Kultur und Identität zu erhalten. Daher ist es nur folgerichtig, jetzt auch Projekte zu fördern, die den Erhalt unterstützen.“ Seinen Angaben zufolge sollten auch der Aufbau einer Schule für obersorbische Sprache und Kultur für Erwachsene gefördert werden. Das Niederlausitzer Pendant in Cottbus besteht bereits seit 1992.
Auch die Domowina als Dachverband sorbischer Vereine zeigt sich mit den Vorschlägen der Kohlekommission zufrieden. „Das Ergebnis spricht für unseren Erfolg. Stellen Bund und Länder die richtigen Weichen, haben wir die Lösungen für eine lebenswerte Zukunft in einer mehrsprachigen Lausitz“, kommentiert Vorsitzender David Statnik.
Im Endbericht der Kohlekommission wird erwähnt, dass im Lausitzer Revier mehr als 25 000 Menschen umgesiedelt wurden, darunter zahlreiche Sorben. Das stark sorbisch geprägte Dorf Neu-Laubusch, gegründet um 1830, musste als erster Lausitzer Ort bereits 1924 dem Tagebau weichen. Alt-Laubusch folgte zwischen 1939 und 1942. Weitere weit über 100 Siedlungen folgten bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Dies belaste auch das Volk der Sorben und Wenden im Lausitzer Revier im Bestreben, Sprache, Kultur und Identität zu erhalten. Daher existiere für die Belange der Sorben/Wenden eine besondere Verantwortung.
Torsten Richter-Zippack
Warum Sorben und Wenden das „Bescherkind“ eher ablehnen
LAUSITZER RUNDSCHAU Online22.12.2018
Schleife/Hoyerswerda. Im Advent wünscht eine sorbische Figur den Menschen Glück und Segen. Aber wie wird sie korrekt genannt? Christkind oder Bescherkind? Von Torsten Richter-Zippack
„Dźěćetko“ nennen es die Sorben/Wenden, Christkind die Deutschen. Oder aber Bescherkind. Über die Bezeichnung dieser sorbischen Figur gibt es unterschiedliche Auffassungen in der Lausitz. Alljährlich wenn es auf Weihnachten zugeht, taucht in manchen Dörfern um Hoyerswerda, im Schleifer Kirchspiel sowie in Jänschwalde (Spree-Neiße) ein Trio in farbenfrohen, reich verzierten sorbischen Trachten auf. „Das Christkind geht mit seinen beiden Begleiterinnen um“, heißt es dann unter den Einheimischen. Tatsächlich schreitet das Christkind, dessen Gesicht stets verhüllt wird, in seinem Heimatdorf stumm von Gehöft zu Gehöft beziehungsweise von Mensch zu Mensch. Es streichelt die Wangen und berührt mit seinem Birken- oder Ginsterzweig, der Lebensrute, die Schulter seines Gegenübers. Auf diese Weise werden Glück und Segen gewünscht. Anschließend gibt es von den Begleiterinnen ein kleines Präsent.
Begriff aus DDR-Zeiten
„Es handelt sich natürlich um unser Christkind“, sagt Elvira Rathner, die erst Ende November mit ihrem Schleifer Verein „Kólesko“ ein über 200 Seiten starkes Buch über diesen Brauch im Kirchspiel Schleife herausgegeben hat. Den in der Lausitz bislang ebenfalls existierenden Begriff „Bescherkind“ lehnt die bekennende Sorbin dagegen ab. „Mich stört diese Bezeichnung sehr, auch wenn es Menschen gibt, die das Bescherkind nicht schlimm finden.“ Tatsächlich, so haben Rathner und ihr Bruder Hartmut Hantscho recherchiert, muss der von ihnen ungeliebte Begriff zu DDR-Zeiten entstanden sein. „Das Bescherkind wurde damals erdacht, um den christlichen Bezug zu verleugnen“, sagt Elvira Rathner. „Schließlich wurden selbst Weihnachtsengel als „Jahresendflügelfigur“ bezeichnet.
Alljährlich wird am ersten Advent das Schleifer Christkind in der Kirche eingesegnet. „Schließlich ist die eigentliche und ursprüngliche Funktion dieser Figur das Segnen“, erklärt die Schleifer Pfarrerin Jadwiga Mahling. Auch für sie stammt das „Bescherkind“ aus sozialistischen Zeiten, in denen jeglicher christlicher Bezug verpönt war. „Der Fokus wurde stattdessen stärker auf Bescherung und Folklore gelegt. Dies hat sich teilweise bis heute erhalten, siehe das Stollenanschneiden durch das Christkind in Hoyerswerda auf dem Weihnachtsmarkt.“
Brauch lebendiger denn je
In der Stadt an der Schwarzen Elster scheint das Bescherkind jedoch lebendiger als anderswo in der Lausitz. Kirsten Böhme vom Trachtenhaus Jatzwauk sagt aber, dass seit den 1990er-Jahren wieder der sorbische Begriff „Bože dźěćatko“, wörtlich übersetzt „das Kindchen“, bekannter gemacht wird. „Auch wenn es für die Deutschen ein Zungenbrecher ist“, wie sie anmerkt. Der Brauch sei lebendiger denn je. „Meine Großmutter hat diese Tradition in Hoyerswerda in Zusammenarbeit mit Partnern im Jahr 1991 wiederbelebt. „Heute gehen die Bescherkinder regelmäßig in Zeißig und neuerdings auch in Schwarzkollm.“
Werner Böhme, ebenfalls vom Trachtenhaus Jatzwauk, sagt indes, dass das Christkind unter den evangelischen Sorben verankert sei. Im Sorbischen gebe es für die Figur nur eine Bezeichnung im Deutschen zwei. Der Begriff Bescherkind sei erst nach dem Jahr 1945 aufgrund der offiziell angeordneten Abkehr von der Kirche entstanden. Durch wen und wann genau dies passierte, lasse sich heute kaum mehr nachweisen.
Die Domowina als Dachverband sorbischer Vereine sagt, dass der Brauch für dasjenige Kirchspiel, indem er gepflegt wird, eine große Bedeutung habe. „Wir respektieren die jeweils regional übliche Bezeichnung“, sagt Domowina-Sprecherin Bärbel Felber.
Der einzige Niederlausitzer Ort mit einem sorbischen/wendischen Christkind ist Jänschwalde. „Die Älteren haben nie den Begriff Bescherkind verwandt“, sagt Nadine Adam, Leiterin des Wendisch-Deutschen Heimatmuseums. Sie weiß von vielen Gesprächen mit Einheimischen, dass sich viele Leute über den leichtsinnigen Umgang mit den beiden Bezeichnungen ärgern.
Immerhin: „Die Erinnerung ans Jänschwalder Christkind reicht bis ins Jahr 1876 zurück. Aber der Brauch dürfte viel älter sein“, sagt Adam. Im örtlichen Museum ist mittlerweile auch eine Figur des Christkindes zu finden. Das echte war früher immer am Mittwoch vor Heilig Abend im Ort unterwegs, heute sind es die frühen Abendstunden des dritten Advents. Auf das Bescherkind warte in Jänschwalde niemand, aber viele auf das Christkind.
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Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko
Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Groß Düben, Schleife, Trebendorf19.12.2018
Am 23.11.2018 um 18:00 Uhr wurde in der Schleifer Kirche das neue Buch des Vereins Kólesko vorgestellt.
Das Buch mit dem Titel „Gładźarnica - Die Schleifer Tracht – Dźěćetko“ stellt den 1. Teil einer geplanten Triologie zur Schleifer Tracht dar.
Wolfgang Goldstein würdigte in seiner Laudatio die vorliegende Publikation als notwen- digen und wichtigen Schritt zur Bewahrung der sorbischen Traditionen und Bräuche des Schleifer Kirchspiels. Umrahmt wurde die Buchpräsentation durch die Gesangs- und Musikgruppe des Vereins Kólesko.
Der Fertigstellung des Buches gingen umfangreicher Recherche- und Näharbeiten voraus. Als Hauptautorin fungierte dabei Elvira Rathner. In den zurückliegenden 4 Jahren wurden nicht nur alle acht Christkindstrachten nachgeschneidert, sondern auch die dafür not- wendigen Arbeitsschritte fotodokumentiert.
Das Buch gliedert sich in 3. Hauptabschnitte.
Das 1. Kapitel widmet sich dem historischen Hintergrund des sorbischen Christkinds- brauchs, seiner Herkunft und Entstehung, dem daran haftenden Aberglaube und es enthält einen geschichtlichen Abriss zur Entwicklung des Brauches.
Das 2. Kapitel beinhaltet eine fotodokumentarische Anleitung einschließlich einer Beschreibung der einzelnen Arbeitsschritte bei der Anfertigung der Trachtenteile für die acht Christkindstrachten.
Das 3. Kapitel beinhaltet eine fotodokumentarische Anleitung einschließlich Beschreibung der einzelnen Schritte beim Ankleiden der acht Christkindstrachten.
Ergänzt wird die Beschreibung durch historische Fotos und Fotografien zur Brauchtums- pflege bis in die Gegenwart.
Das Buch ist im Sorbischen Kulturzentrum Schleife, in der Smolerschen Buchhandlung Bautzen, im Sorbischen Museum Bautzen sowie in der Sorbischen Kulturinformation Lodka Cottbus erhältlich.
Hartmut Hantscho
Zum 100. Mal wurde gestern in der Schleifer Kirche das Schleifer Christkind gesegnet
Serbske Nowiny03. Dezember 2018
Wie die Pfarrerin Jadwiga Mahling informierte, hatte der damalige Pfarrer Handrik zum ersten friedlichen Weihnachtsfest nach dem Ersten Weltkrieg am 1. Advent vor 100 Jahren das Christkind erstmals gesegnet. Als ein Zeichen der Erinnerung an die Kriegsopfer trägt es heute noch ein blaues Band, das ihm von Pfarrerin Mahling gestern im Rahmen des zweisprachigen Gottesdienstes am Rücken angesteckt wurde. Der Gottesdienst wurde von der Kulturgruppe Kólesko umrahmt.
Das “Dźěćetko” erleben und seinen gnadenreichen Segen erfahren
Katolski Posoł02.12.2018
Neues Buch “Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko” erschließt religiösen und sorbisch Reichtum
Mit großem Gewinn und tief beeindruckt habe ich das kürzlich erschienene Buch mit dem Titel “Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko” gelesen (gładźarnica bedeutet Ankleidefrau) und mir angeschaut. Das Buch wurde vom Kólesko e. V. herausgegeben. Elvira Rathner hatte die Texte geschrieben und die Fotos ausgesucht. Die Lektorin war Juliana Kaulfürst.
Es ist beabsichtigt, eine Buchreihe über die Schleifer Trachten herauszubringen. Das jetzt erschienene erste Buch ist dem Dźěćetko gewidmet. Das Buch ist in deutscher Sprache verfasst und beinhaltet alle charakteristischen Bezeichnungen im Schleifer Sorbisch. Viele Farb- und informative Fotos bereichern den Inhalt auf belebende Weise. Es werden die Geschichte, der religiöse und der sorbisch-Schleifer Inhalt, die Symbolik, die einzelnen Trachtenteile und das Vorgehen beim Ankleiden beschrieben. Besonders interessant sind die Spezifika der Tracht der verschiedenen “Dźěćetka” in jedem der acht Dörfer. Denn jedes hat sein “eigenes” Dźěćetko.
Alles hat seine Bedeutung. Zu Beispiel ist in dem Buch zu lesen, die Rute spende Leben und Segen.Sie dient also nicht der Bestrafung. Auch das Christkind, das zu den Kindern kommt, bestraft nicht.
Mich hat das Buch zutiefst bewegt. Besonders erfreulich finde ich, dass sich die Einheimischen den Reichtum ihres religiösen und sorbischen Lebens in der heutigen Zeit wieder erschließen. Sie haben Zeiten der Erniedrigung und Missachtung durchlebt. Außer der Braunkohleförderung hatte sich auch die Zeit, in der eine atheistische Ideologie vorherrschte, verheerend ausgewirkt. Ich hoffe und wünsche den Menschen in der Schleifer Region weiterhin diesen Enthusiasmus und immer mehr Menschen, die sich für die Schätze ihrer Region interessieren. Besonders das Dźěćetko wird als geheimnisvolles, Segen erteilendes Wesen mit einem positiven Einfluss auf die Menschen verbunden. In ihm werden die grundlegenden Fragen und Sehnsüchte des Menschen mit Glauben, Hoffnung und Liebe vereint.
Wer die Osterreiter mit ihrer inneren Frieden stiftenden und befreienden Botschaft erleben möchte, der muss Ostern in die katholischen sorbischen Gemeinden kommen. Wer das Dźěćetko und seinen gnadenreichen Segen erfahren möchte, sollte sich in der Adventszeit in die evangelischen Schleifer Dörfer aufmachen. Sucht diese Möglichkeit und findet sie. Lasst euch von dem doch recht weiten Weg nicht abschrecken. Ich wünsche unseren Schleifer Brüdern und Schwestern weiterhin Gottes Segen bei ihren stetigen Bemühungen - unserem gemeinsamen Gott zu Ehren und den Sorben, ja allen Menschen zum Nutzen.
Stani Brězan, Kopschin
Christkinder des Schleifer Kirchspiels segnen
STRUGA - Das Magazin für die Bürger der Region Schleife, Niederschlesischer Oberlausitzkreis12/2018
Brauch wird in der Adventszeit gut gepflegt. Ein Buch über das Christkind soll Brauchtum dokumentieren und für die Ewigkeit festhalten.
Übermittler von Glück und Gesundheit
Serbske Nowiny26.11.2018
In den kommenden Wochen wird das Schleifer Dźěćetko wieder zu zahlreichen Veranstaltungen unterwegs sein. In einem neuen Buch wurden jetzt alle Einzelheiten über das Dźěćetko zusammengetragen.
Schleife (AK/SN). Zum ersten Mal wurden die Dźěćetka der acht Dörfer des Schleifer Kirchspiels in Buchform für die zukünftigen Generationen beschrieben und dokumentiert. Der Kólesko-Verein hat das Buch mit dem Titel „Gładźarnica – Die Christkinder des Kirchspiels Schleife“ herausgegeben. Dafür waren langjährige Recherchen erforderlich. „Die Forschungen führten ins Sorbische Museum in Bautzen, in das Stadtmuseum, ins Sorbische Institut, in das Museum für europäische Volkskultur Berlin sowie in Privatarchive“, sagte Hartmut Hantscho, Vorsitzender des Kólesko-Vereins, am vergangenen Freitag bei der Buchpremiere in der Schleifer Kirche.
Elvira Rathner hat die Texte geschrieben und die Fotos ausgesucht. Das Projekt unterstützt haben Juliana Kaulfürst als Lektorin, Jörg Tausch als Gestalter des Titelbilds, Karsten Nitsch als Fotograf und Gerald Schön als Verantwortlicher für die Gestaltung und den Satz. Das Stichwort „Gładźarnica“ betont die Bedeutung der Anputzfrauen. Das Buch hat die Stiftung zu Hause in Schleife, Rohne und Mulkwitz gefördert. Detailliert beschreibt Rathner die einzelnen Trachtenteile und wie sie angekleidet werden. „Dazu sind nur wenige historische Fotos erhalten geblieben.“ Das älteste bekannte Bild eines Schleifer Dźěćetko im Pfarrgarten stammt aus dem Jahre 1890. Der Fotograf ist unbekannt. Heute besucht das Dźěćetko im Advent Kinder ebenso wie Senioren und überbringt ihnen Gottes Segen, Glück und Gesundheit.
„Mit der geschickten Auswahl an Worten und Bildern ist es Elvira Rathner gelungen, den Zusammenhalt und die innere Verbundenheit der Einwohner aller Dörfer unseres Kirchspiels mit ihren gemeinsamen Wurzeln und Traditionen zu beschreiben“, unterstrich der Ortsvorsteher von Schleife Wolfgang Goldstein in der Laudatio. „Diese detaillierte Beschreibung der einzelnen Teile der Dźěćetko ist bisher wohl einzigartig.“ Außerdem hat die Autorin der Neuheit die Trachten für alle acht Dźěćetka – für Schleife, Trebendorf, Klein Trebendorf, Halbendorf, Groß Düben, Rohne, Mulkwitz und Mühlrose – selbst genäht. „Für mich ist das Buch ein Meilenstein bei der Bewahrung des Schleifer Erbes. Denn gerade im Schleifer Kirchspiel sind der Glaube und die sorbischen Traditionen bis heute eng miteinander verbunden“, sagte die Pfarrerin Jadwiga Mahling.
Das Buch ist zu einem Preis von 25 Euro im SKC Schleife, der Smolerschen Buchhandlung, der Lodka in Cottbus und beim Kólesko-Verein erhältlich.
Zejler-Preis 2018 ging in das Schleifer Kirchspiel
Pomhaj BóhNovember 2018
Aus den Händen der sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst nahmen Juliana Kaulfürst und Dieter Reddo am 21. September in der ehemaligen St. Annen-Kirche in Kamenz den diesjährigen Zejler-Preis entgegen.
In ihren Glückwünschen verwies die Ministerin auf die Verdienste der Laureaten bei der Dokumentierung und dem zugänglichmachen der Schleifer Mundart und der sorbischen Traditionen in den Schleifer Dörfern. Die Laudationen zur Preisverleihung hielten die Übersetzerin Božena Braumanowa aus Luga und die Museumskuratorin Andrea Paulik aus Radibor. Die Sängerinnen und Sänger der Gruppe „Kólesko“ aus Schleife unter der Leitung von Gerald Schön umrahmten die würdevolle Veranstaltung mit sorbischen Chorälen und Liedern im Schleifer Sorbisch.
Der Laureat Dieter Reddo aus Klein Trebendorf stammt aus dem Schleifer Kirchspiel, wo er vor 74 Jahren geboren wurde und bis heute lebt. Er ist nicht nur als geschickter Ostereierverzierer bekannt, sondern er kennt sich auch mit den Schleifer Trachten und Volkstänzen aus. Beruflich hatte er in der Braunkohleindustrie gearbeitet. Außerdem hat er als gelernter Fleischer bei den Leuten zu Hause Schweine geschlachtet. Was er dabei – meistens auf Sorbisch – an Volksliedern und über die Arbeit und die Trachten, die Bräuche und Weisheiten der Menschen erfahren hat, hatte er sich nach Feierabend zu Hause gewissenhaft notiert. Dieser Schatz lag jahrzehntelang bei ihm zu Hause verborgen. Die Laureatin Juliana Kaulfürst ist Slawistin. Die 38-Jährige stammt aus Bautzen, lebt in Dresden und kümmert sich an den beiden Schleifer Schulen um außerschulische Projekte in sorbischer Sprache. Ihr Wirken in Schleife begann sie im Jahre 2010 als Koordinatorin für Sprachprojekte des dortigen Domowina-Regionalverbands. Damals wurde sie von Dieter Reddo und Hartmut Hantscho gefragt, ob sie die gesammelten Lieder und Notizen sprachlich bearbeiten würde. Aus diesem Anfang hat sich in den vergangenen Jahren eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Der Beleg dafür sind mehrere inzwischen herausgebrachte Bücher und CDs. An weiteren Publikationen wird bereits gearbeitet.
Der aufgearbeitete Fundus ist aber nicht nur in den herausgebrachten Materialien enthalten, sondern er bereichert zugleich auch das heutige Kulturleben, wenn in den Gesangs- und Folkloregruppen, in Schulen und Kindergärten oder auch auf dem Njepila-Hof in Rohne und auf dem Schuster-Hof in Trebendorf gesungen und gesprochen wird, die Trachten getragen und nach alter Schleifer Tradition getanzt wird. Die sorbischen Aktivitäten von Juliana Kaulfürst und Dieter Reddo sowie einer Handvoll weiterer Enthusiasten um sie herum war bis jetzt äußerst fruchtbar. Gottes Segen möge ihr Wirken für das Sorbische auch in den kommenden Jahren begleiten.
Trudla Mahling
Schleifer wollen Christkinder bewahren
Lausitzer Rundschau Online25.11.2018
Schleife. Das erste Werk der dreiteiligen Trachtenbuch-Serie ist erschienen. Hauptautorin ist Elvira Rathner. Von Torsten Richter-Zippack
Zwei Begeisterte für das Schleifer Sorbisch
Nowy Casnik04. Oktober 2018
Kamenz. Der Zejler-Preis wird in Sachsen als Anerkennung besonderer Leistungen im Interesse der sorbischen Sprache verliehen. In diesem Jahr wurden die Bemühungen für das Schleifer Sorbisch gewürdigt. Die Preisträger sind Juliana Kaulfürst (38) aus Dresden und Dieter Reddo (74) aus Klein Trebendorf. Die Festveranstaltung fand in der evangelischen St.-Annen-Kirche in Kamenz statt. Die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kultur Eva-Maria Stange (SPD) hat ihnen den Preis überreicht. Dieter Reddo wurde die Sprache in die Wiege gelegt und seit seiner Jugendzeit hat er sich vieles von dem notiert, was er aus den Mündern der Schleifer Menschen gehört hatte: Sprüche, Lieder und Bräuche. Hartmut Hantscho, Vorsitzender des Kólesko-Vereins hatte ihn angeregt, all das zu veröffentlichen. Juliana Kaulfürst hat die beiden unterstützt. Aber ihre Arbeit geht jetzt noch weiter. Demnächst soll ein Schleifer Sorbisch-deutsches Wörterbuch mit 3.000 Wörtern herausgebracht werden.