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Reiche Schleifer Sagenwelt bleibt in einem Buch lebendig
LAUSITZER RUNDSCHAU Online08.05.2018
Schleife. 150 Sagen enthält das 250-Seiten-Werk des Kólesko-Vereins. Fünf Jahre hat das Team die Geschichten gesichtet, gesammelt, niedergeschrieben und ins Schleifer Sorbisch übersetzt. Von Torsten Richter-Zippack
Was hat es mit der Tränenwiese im Muskauer Park auf sich? Wie ist die Schleifer Kirche zu ihrem Turm gekommen? Und warum besitzen Schweine krumme Schwänzchen? All diese Fragen und noch viele weitere beantwortet das druckfrische Schleifer Sagenbuch. Nach fünfjähriger Arbeit ist das 250 Seiten starke Werk jetzt im Atelier des Schleifer Holzkünstlers Thomas Schwarz erstmals öffentlich präsentiert worden. Der Gastgeber zeigt sich auch gleich hellauf begeistert: „Die Lausitzer Sagenwelt trage ich immer in meinem Hinterkopf. Wenn ich mal entsprechende Arbeiten in anderen Regionen anfertige, habe ich nicht solch einen Bezug zu den Geschichten wie in der Heimat. Daran merkt man, welchen Schatz wir hier haben.“
Diesen Schatz haben Hartmut Hantscho und Dieter Reddo für den Kólesko-Verein, der als Herausgeber fungiert, jetzt im Schleifer Sagenbuch zusammengetragen. Hantscho hat zu den Geschichten, die sich vorrangig im Schleifer Kirchspiel sowie in den angrenzenden Gebieten der Muskauer Heide sowie im Spremberger Gebiet zugetragen haben sollen, ohnehin ein ganz besonderes Verhältnis. „Mein Ururgroßvater Johann Hantscho-Hano hatte einst die unter den Leuten erzählten Geschichten zu Papier gebracht. Es war dann wohl eine glückliche Fügung, dass er im Jahr 1880 auf den bekannten Volkskundler Wilibald von Schulenburg traf. Dieser veröffentlichte einen Teil der Schleifer Sagen in seinem anno 1882 erschienenen Buch „Wendisches Volkstum in Sage, Brauch und Sitte“, berichtet Hartmut Hantscho. Weitere Ergebnisse wurden darüber hinaus in den Niederlausitzer Mitteilungen publiziert. „Jetzt haben wir die Schleifer Sagen erstmals in einem Werk zusammengetragen“, kommentiert Hantscho, der hauptberuflich als Sachverständiger beim TüV sein Geld verdient.
Darüber hinaus hat Dieter Reddo zwei Geschichten beigesteuert, die bislang wohl noch nie veröffentlicht worden sind. Unter anderem geht es um das verschwundene Christkind von Mulkwitz. Das Mädchen soll vor langer Zeit von einem Edelmann gedrängt worden sein, seine Kutsche zu besteigen. Doch als das Gefährt die Neustädter Grenze überrollte, war das Christkind plötzlich verschwunden. „Die Geschichte haben die Alten erzählt, als ich jung war“, erinnert sich der 76-jährige Reddo, der als Fleischer tätig war. „Da habe ich sie einfach mal aufgeschrieben.“
Das Besondere am Sagenbuch: Die Texte sind sowohl in Deutsch als auch im Schleifer Sorbisch zu lesen. Die entsprechenden Übersetzungen nahmen Juliana Kaulfürst und Dr. Hync Rychtar als Lektor vor. „Wir wollen mit dem Buch den Menschen ein Werkzeug zum Schleifer Sorbisch in die Hand geben“, erklärt Hartmut Hantscho. Schließlich solle diese Sprache nicht aussterben.
Das Werk gliedert sich in sieben Kapitel. Die Geschichten werden in Sagen zur Ortsgeschichte, in sagenhafte Wesen aus Wald und Flur, in Haus- und Windgeister, Hexen und Zauberer, Teufel und nicht zuletzt in lustige Erzählungen eingeteilt.
Darüber hinaus lebt das Buch von seinen 43 Illustrationen, davon 16 in Farbe. Autor dieser Kunstwerke, die mittels Spachteltechnik geschaffen wurden, ist der Rohner Jörg Tausch. „Mich hatte vor Jahrzehnten der Hoyerswerdaer Maler Kurt Klinkert in die sorbische Sagenwelt eingeführt. Seitdem lässt mich dieses Thema nicht mehr los“, erklärt der gebürtige Hoyerswerdaer seine Intention. Der Schleifer Ortsvorsteher und Schulleiter Wolfgang Goldstein ist von den Bildern geradezu verzückt: „Man erkennt in diesen Geschichten weitere Geschichten. Dadurch wird das Buch zu etwas Einzigartigem“, erklärt der Pädagoge in seiner Laudatio.
„Mehr Heimatkunde geht eigentlich nicht“, fasst Hartmut Hantscho zusammen. Er wünscht sich, dass das Sagenbuch auch im Schulunterricht reichlich genutzt wird. Das Werk ist ab sofort zum Preis von 20 Euro im Sorbischen Kulturzentrum Schleife, beim Verein Kolesko, in der Smolerischen Verlangsbuchhandlung Bautzen sowie in der Cottbuser Lodka zu haben.
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Den Sagenschatz für die Nachwelt erhalten
Sächsische Zeitung Online15.05.2018
Der Schleifer Verein Kólesko gibt ein zweisprachiges Buch mit 152 Sagen der Region heraus.
Von Andreas Kirschke
Schleife. Mit einer vielfältigen Sammlung will der Verein Spinnrad (Kólesko) Sagen des Schleifer Kirchspiels und der Muskauer Heide für die Nachwelt bewahren. Dies unterstreicht Vorsitzender Hartmut Hantscho im Atelier des Holzkünstlers Thomas Schwarz während der Vorstellung des neuen Schleifer Sagenbuches „Wie die Schleifer Kirche ihren Turm erhielt“. Das Buch enthält 152 Sagen in Deutsch und in Schleifer Sorbisch. Es ist Resultat der kontinuierlichen Vereinsarbeit. Das Buch, das der Verein mit einer Auflage von 800 Exemplaren herausgibt, bewahre kulturelles Erbe und sei ein weiterer Beitrag zur Sprachförderung des Schleifer Sorbisch, so der Vorsitzende. Für die Illustrationen sorgte der Rohner Maler, Restaurator und Stuckateurmeister Jörg Tausch.
Erhalt der sorbischen Sprache
Nach dem „Schleifer Liederbuch“, dem Akkordeon-Notenheft und dem 2016 in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Njepila-Hof Rohne herausgegebenen Wörterbuch „Wie es einmal war, 1000 Worte Schleifer Sorbisch"
Schleifer Sorbisch“ gibt der Verein Spinnrad damit ein weiteres Buch zum Erlernen des Schleifer Sorbisch heraus. Jahrelange intensive Detailarbeit liegt ihm zugrunde. „Hartmut Hantscho war im Besitz eines umfassenden Grundstockes an Anregungen zu den vorliegenden Sagen. Sie wurden von Dieter Reddo ergänzt und niedergeschrieben. Das wiederum musste handschriftlich von Hartmut Hantscho übertragen werden. Es ergab dann die Grundlage für die akribische Arbeit von Juliana Kaulfürstowa, dies in Schleifer Sorbisch zu Papier zu bringen“, würdigt Laudator Wolfgang Goldstein, Leiter der Schleifer Oberschule. Für das Endlektorat und für sprachliche Beratung sorgt Dr. Hync Rychtaŕ. Vor allem Sagen wie „Lutki“, „Zmij“, „Ćipołdnica“ und „Der alte Lawko aus Schleife“ begeistern ihn bis heute. Seine Großmutter erzählte ihm als Kind nicht nur über die Familie und das dörfliche Leben. „Sie erzählte viel über den Volksglauben“, schilderte Dr. Hync Rychtaŕ. „Sie war sehr gesprächig und sehr klug. Sie hatte ein gutes Gedächtnis. Für mich als Kind war das eine Fundgrube.“
Das Schleifer Sorbisch, so betonte der Sorabist und Slawist in diesem Zusammenhang, ist ein regionaler Dialekt. Es weist heute einen reichen Fundus bewahrter schriftlicher Quellen auf. „Für mich ist es im Grunde derjenige sorbische Dialekt, der sich die ursprünglichen slawischen Elemente und Besonderheiten am besten bewahrt hat“, so der Wissenschaftler.
Im jetzt erschienenen „Schleifer Sagenbuch“ haben ihn einige Sagen und Anekdoten berührt. In ihnen zeigen sich Lebenswille, Schönheitssinn und Liebe zur Natur. „Die Menschen damals gaben sich nicht auf. Sie führten ihr Leben trotz aller Schicksalsschläge, Krisen, Todesfälle und Widrigkeiten immer weiter“, so der gebürtige Schleifer. „Trotz harter Arbeit konnten sie singen, fröhlich sein, Feste feiern.“
Lange Geschichte und Tradition
Wie Hync Rychtaŕ freute sich Montag auch Helmut Hantscho über das entstandene „Schleifer Sagenbuch“. 1990 bis 2001 war er in Schleife Bürgermeister. Sein Urgroßvater Johann Hantscho-Hano und Willibald von Schulenburg veröffentlichten 1882 ihre Sammlung mit Sagen und Erzählungen im Buch „Wendisches Volkstum in Brauch und Sitte.“ Darin vertieft sich Helmut Hantscho immer wieder gern. Mit 14 Jahren las er erstmals in Robert Pohls „Sagenbuch des Kreises Rothenburg“ Urgroßvaters Sagen. So war seine Neugier geweckt. Er forschte genauer nach. 1972 schrieb er aus den „Niederlausitzer Mitteilungen“ alle dort enthaltenen Sagen des Urgroßvaters von Hand ab. So prägte er sie sich ein. In den Sagen entdeckte er die Schönheit der Landschaft im Schleifer Kirchspiel.
Die Sagen selbst erzählen von Glauben und Aberglauben. „Man liest auch, wie ärmlich und hart die Bauern damals ihr Leben fristeten“, meint Helmut Hantscho. Seinem Sohn Hartmut und Tochter Elvira gab er die Liebe zur Heimat und die tiefe Verbundenheit zur Geschichte weiter. Für das jetzt erschienene „Schleifer Sagenbuch“ stellt Helmut Hantscho ein Foto seines Urgroßvaters zur Verfügung.
Er unterstützte bereitwillig bei mancher offenen Frage. „In dieser Kompaktheit, in dieser Dichtheit, in dieser Vielfalt ist das jetzige Schleifer Sagenbuch sicher beispielhaft“, meinte der 79-Jährige während der Präsentation des neu erschienenen Buches. „Sehr originell und gelungen sind die Illustrationen.“
http://www.sz-online.de/nachrichten/den-sagenschatz-fuer-die-nachwelt-erhalten-3935697.html
Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko
Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Groß Düben, Schleife, Trebendorf19.12.2018
Am 23.11.2018 um 18:00 Uhr wurde in der Schleifer Kirche das neue Buch des Vereins Kólesko vorgestellt.
Das Buch mit dem Titel „Gładźarnica - Die Schleifer Tracht – Dźěćetko“ stellt den 1. Teil einer geplanten Triologie zur Schleifer Tracht dar.
Wolfgang Goldstein würdigte in seiner Laudatio die vorliegende Publikation als notwen- digen und wichtigen Schritt zur Bewahrung der sorbischen Traditionen und Bräuche des Schleifer Kirchspiels. Umrahmt wurde die Buchpräsentation durch die Gesangs- und Musikgruppe des Vereins Kólesko.
Der Fertigstellung des Buches gingen umfangreicher Recherche- und Näharbeiten voraus. Als Hauptautorin fungierte dabei Elvira Rathner. In den zurückliegenden 4 Jahren wurden nicht nur alle acht Christkindstrachten nachgeschneidert, sondern auch die dafür not- wendigen Arbeitsschritte fotodokumentiert.
Das Buch gliedert sich in 3. Hauptabschnitte.
Das 1. Kapitel widmet sich dem historischen Hintergrund des sorbischen Christkinds- brauchs, seiner Herkunft und Entstehung, dem daran haftenden Aberglaube und es enthält einen geschichtlichen Abriss zur Entwicklung des Brauches.
Das 2. Kapitel beinhaltet eine fotodokumentarische Anleitung einschließlich einer Beschreibung der einzelnen Arbeitsschritte bei der Anfertigung der Trachtenteile für die acht Christkindstrachten.
Das 3. Kapitel beinhaltet eine fotodokumentarische Anleitung einschließlich Beschreibung der einzelnen Schritte beim Ankleiden der acht Christkindstrachten.
Ergänzt wird die Beschreibung durch historische Fotos und Fotografien zur Brauchtums- pflege bis in die Gegenwart.
Das Buch ist im Sorbischen Kulturzentrum Schleife, in der Smolerschen Buchhandlung Bautzen, im Sorbischen Museum Bautzen sowie in der Sorbischen Kulturinformation Lodka Cottbus erhältlich.
Hartmut Hantscho
Das “Dźěćetko” erleben und seinen gnadenreichen Segen erfahren
Katolski Posoł02.12.2018
Neues Buch “Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko” erschließt religiösen und sorbisch Reichtum
Mit großem Gewinn und tief beeindruckt habe ich das kürzlich erschienene Buch mit dem Titel “Gładźarnica - Die Schleifer Tracht - Dźěćetko” gelesen (gładźarnica bedeutet Ankleidefrau) und mir angeschaut. Das Buch wurde vom Kólesko e. V. herausgegeben. Elvira Rathner hatte die Texte geschrieben und die Fotos ausgesucht. Die Lektorin war Juliana Kaulfürst.
Es ist beabsichtigt, eine Buchreihe über die Schleifer Trachten herauszubringen. Das jetzt erschienene erste Buch ist dem Dźěćetko gewidmet. Das Buch ist in deutscher Sprache verfasst und beinhaltet alle charakteristischen Bezeichnungen im Schleifer Sorbisch. Viele Farb- und informative Fotos bereichern den Inhalt auf belebende Weise. Es werden die Geschichte, der religiöse und der sorbisch-Schleifer Inhalt, die Symbolik, die einzelnen Trachtenteile und das Vorgehen beim Ankleiden beschrieben. Besonders interessant sind die Spezifika der Tracht der verschiedenen “Dźěćetka” in jedem der acht Dörfer. Denn jedes hat sein “eigenes” Dźěćetko.
Alles hat seine Bedeutung. Zu Beispiel ist in dem Buch zu lesen, die Rute spende Leben und Segen.Sie dient also nicht der Bestrafung. Auch das Christkind, das zu den Kindern kommt, bestraft nicht.
Mich hat das Buch zutiefst bewegt. Besonders erfreulich finde ich, dass sich die Einheimischen den Reichtum ihres religiösen und sorbischen Lebens in der heutigen Zeit wieder erschließen. Sie haben Zeiten der Erniedrigung und Missachtung durchlebt. Außer der Braunkohleförderung hatte sich auch die Zeit, in der eine atheistische Ideologie vorherrschte, verheerend ausgewirkt. Ich hoffe und wünsche den Menschen in der Schleifer Region weiterhin diesen Enthusiasmus und immer mehr Menschen, die sich für die Schätze ihrer Region interessieren. Besonders das Dźěćetko wird als geheimnisvolles, Segen erteilendes Wesen mit einem positiven Einfluss auf die Menschen verbunden. In ihm werden die grundlegenden Fragen und Sehnsüchte des Menschen mit Glauben, Hoffnung und Liebe vereint.
Wer die Osterreiter mit ihrer inneren Frieden stiftenden und befreienden Botschaft erleben möchte, der muss Ostern in die katholischen sorbischen Gemeinden kommen. Wer das Dźěćetko und seinen gnadenreichen Segen erfahren möchte, sollte sich in der Adventszeit in die evangelischen Schleifer Dörfer aufmachen. Sucht diese Möglichkeit und findet sie. Lasst euch von dem doch recht weiten Weg nicht abschrecken. Ich wünsche unseren Schleifer Brüdern und Schwestern weiterhin Gottes Segen bei ihren stetigen Bemühungen - unserem gemeinsamen Gott zu Ehren und den Sorben, ja allen Menschen zum Nutzen.
Stani Brězan, Kopschin
Übermittler von Glück und Gesundheit
Serbske Nowiny26.11.2018
In den kommenden Wochen wird das Schleifer Dźěćetko wieder zu zahlreichen Veranstaltungen unterwegs sein. In einem neuen Buch wurden jetzt alle Einzelheiten über das Dźěćetko zusammengetragen.
Schleife (AK/SN). Zum ersten Mal wurden die Dźěćetka der acht Dörfer des Schleifer Kirchspiels in Buchform für die zukünftigen Generationen beschrieben und dokumentiert. Der Kólesko-Verein hat das Buch mit dem Titel „Gładźarnica – Die Christkinder des Kirchspiels Schleife“ herausgegeben. Dafür waren langjährige Recherchen erforderlich. „Die Forschungen führten ins Sorbische Museum in Bautzen, in das Stadtmuseum, ins Sorbische Institut, in das Museum für europäische Volkskultur Berlin sowie in Privatarchive“, sagte Hartmut Hantscho, Vorsitzender des Kólesko-Vereins, am vergangenen Freitag bei der Buchpremiere in der Schleifer Kirche.
Elvira Rathner hat die Texte geschrieben und die Fotos ausgesucht. Das Projekt unterstützt haben Juliana Kaulfürst als Lektorin, Jörg Tausch als Gestalter des Titelbilds, Karsten Nitsch als Fotograf und Gerald Schön als Verantwortlicher für die Gestaltung und den Satz. Das Stichwort „Gładźarnica“ betont die Bedeutung der Anputzfrauen. Das Buch hat die Stiftung zu Hause in Schleife, Rohne und Mulkwitz gefördert. Detailliert beschreibt Rathner die einzelnen Trachtenteile und wie sie angekleidet werden. „Dazu sind nur wenige historische Fotos erhalten geblieben.“ Das älteste bekannte Bild eines Schleifer Dźěćetko im Pfarrgarten stammt aus dem Jahre 1890. Der Fotograf ist unbekannt. Heute besucht das Dźěćetko im Advent Kinder ebenso wie Senioren und überbringt ihnen Gottes Segen, Glück und Gesundheit.
„Mit der geschickten Auswahl an Worten und Bildern ist es Elvira Rathner gelungen, den Zusammenhalt und die innere Verbundenheit der Einwohner aller Dörfer unseres Kirchspiels mit ihren gemeinsamen Wurzeln und Traditionen zu beschreiben“, unterstrich der Ortsvorsteher von Schleife Wolfgang Goldstein in der Laudatio. „Diese detaillierte Beschreibung der einzelnen Teile der Dźěćetko ist bisher wohl einzigartig.“ Außerdem hat die Autorin der Neuheit die Trachten für alle acht Dźěćetka – für Schleife, Trebendorf, Klein Trebendorf, Halbendorf, Groß Düben, Rohne, Mulkwitz und Mühlrose – selbst genäht. „Für mich ist das Buch ein Meilenstein bei der Bewahrung des Schleifer Erbes. Denn gerade im Schleifer Kirchspiel sind der Glaube und die sorbischen Traditionen bis heute eng miteinander verbunden“, sagte die Pfarrerin Jadwiga Mahling.
Das Buch ist zu einem Preis von 25 Euro im SKC Schleife, der Smolerschen Buchhandlung, der Lodka in Cottbus und beim Kólesko-Verein erhältlich.
Warum Sorben und Wenden das „Bescherkind“ eher ablehnen
LAUSITZER RUNDSCHAU Online22.12.2018
Schleife/Hoyerswerda. Im Advent wünscht eine sorbische Figur den Menschen Glück und Segen. Aber wie wird sie korrekt genannt? Christkind oder Bescherkind? Von Torsten Richter-Zippack
„Dźěćetko“ nennen es die Sorben/Wenden, Christkind die Deutschen. Oder aber Bescherkind. Über die Bezeichnung dieser sorbischen Figur gibt es unterschiedliche Auffassungen in der Lausitz. Alljährlich wenn es auf Weihnachten zugeht, taucht in manchen Dörfern um Hoyerswerda, im Schleifer Kirchspiel sowie in Jänschwalde (Spree-Neiße) ein Trio in farbenfrohen, reich verzierten sorbischen Trachten auf. „Das Christkind geht mit seinen beiden Begleiterinnen um“, heißt es dann unter den Einheimischen. Tatsächlich schreitet das Christkind, dessen Gesicht stets verhüllt wird, in seinem Heimatdorf stumm von Gehöft zu Gehöft beziehungsweise von Mensch zu Mensch. Es streichelt die Wangen und berührt mit seinem Birken- oder Ginsterzweig, der Lebensrute, die Schulter seines Gegenübers. Auf diese Weise werden Glück und Segen gewünscht. Anschließend gibt es von den Begleiterinnen ein kleines Präsent.
Begriff aus DDR-Zeiten
„Es handelt sich natürlich um unser Christkind“, sagt Elvira Rathner, die erst Ende November mit ihrem Schleifer Verein „Kólesko“ ein über 200 Seiten starkes Buch über diesen Brauch im Kirchspiel Schleife herausgegeben hat. Den in der Lausitz bislang ebenfalls existierenden Begriff „Bescherkind“ lehnt die bekennende Sorbin dagegen ab. „Mich stört diese Bezeichnung sehr, auch wenn es Menschen gibt, die das Bescherkind nicht schlimm finden.“ Tatsächlich, so haben Rathner und ihr Bruder Hartmut Hantscho recherchiert, muss der von ihnen ungeliebte Begriff zu DDR-Zeiten entstanden sein. „Das Bescherkind wurde damals erdacht, um den christlichen Bezug zu verleugnen“, sagt Elvira Rathner. „Schließlich wurden selbst Weihnachtsengel als „Jahresendflügelfigur“ bezeichnet.
Alljährlich wird am ersten Advent das Schleifer Christkind in der Kirche eingesegnet. „Schließlich ist die eigentliche und ursprüngliche Funktion dieser Figur das Segnen“, erklärt die Schleifer Pfarrerin Jadwiga Mahling. Auch für sie stammt das „Bescherkind“ aus sozialistischen Zeiten, in denen jeglicher christlicher Bezug verpönt war. „Der Fokus wurde stattdessen stärker auf Bescherung und Folklore gelegt. Dies hat sich teilweise bis heute erhalten, siehe das Stollenanschneiden durch das Christkind in Hoyerswerda auf dem Weihnachtsmarkt.“
Brauch lebendiger denn je
In der Stadt an der Schwarzen Elster scheint das Bescherkind jedoch lebendiger als anderswo in der Lausitz. Kirsten Böhme vom Trachtenhaus Jatzwauk sagt aber, dass seit den 1990er-Jahren wieder der sorbische Begriff „Bože dźěćatko“, wörtlich übersetzt „das Kindchen“, bekannter gemacht wird. „Auch wenn es für die Deutschen ein Zungenbrecher ist“, wie sie anmerkt. Der Brauch sei lebendiger denn je. „Meine Großmutter hat diese Tradition in Hoyerswerda in Zusammenarbeit mit Partnern im Jahr 1991 wiederbelebt. „Heute gehen die Bescherkinder regelmäßig in Zeißig und neuerdings auch in Schwarzkollm.“
Werner Böhme, ebenfalls vom Trachtenhaus Jatzwauk, sagt indes, dass das Christkind unter den evangelischen Sorben verankert sei. Im Sorbischen gebe es für die Figur nur eine Bezeichnung im Deutschen zwei. Der Begriff Bescherkind sei erst nach dem Jahr 1945 aufgrund der offiziell angeordneten Abkehr von der Kirche entstanden. Durch wen und wann genau dies passierte, lasse sich heute kaum mehr nachweisen.
Die Domowina als Dachverband sorbischer Vereine sagt, dass der Brauch für dasjenige Kirchspiel, indem er gepflegt wird, eine große Bedeutung habe. „Wir respektieren die jeweils regional übliche Bezeichnung“, sagt Domowina-Sprecherin Bärbel Felber.
Der einzige Niederlausitzer Ort mit einem sorbischen/wendischen Christkind ist Jänschwalde. „Die Älteren haben nie den Begriff Bescherkind verwandt“, sagt Nadine Adam, Leiterin des Wendisch-Deutschen Heimatmuseums. Sie weiß von vielen Gesprächen mit Einheimischen, dass sich viele Leute über den leichtsinnigen Umgang mit den beiden Bezeichnungen ärgern.
Immerhin: „Die Erinnerung ans Jänschwalder Christkind reicht bis ins Jahr 1876 zurück. Aber der Brauch dürfte viel älter sein“, sagt Adam. Im örtlichen Museum ist mittlerweile auch eine Figur des Christkindes zu finden. Das echte war früher immer am Mittwoch vor Heilig Abend im Ort unterwegs, heute sind es die frühen Abendstunden des dritten Advents. Auf das Bescherkind warte in Jänschwalde niemand, aber viele auf das Christkind.
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Christkinder des Schleifer Kirchspiels segnen
STRUGA - Das Magazin für die Bürger der Region Schleife, Niederschlesischer Oberlausitzkreis12/2018
Brauch wird in der Adventszeit gut gepflegt. Ein Buch über das Christkind soll Brauchtum dokumentieren und für die Ewigkeit festhalten.
Volkslieder für die Ewigkeit festgehalten
Sächsische Zeitung Online04. Juli 2018
Der Verein Kólesko in Rohne hat eine CD in Schleifer Sorbisch herausgegeben. Damit soll die Sprache erhalten bleiben.
„Die meisten Volkslieder stammen aus Halbendorf, Trebendorf, Rohne, Mulkwitz, Mühlrose und Neustadt. Wir haben das erhalten, was wir erhalten konnten“, meint Dieter Reddo. Der 77-Jährige hat seit Ende der 1950er Jahre über 200 Lieder gesammelt. AlsMit einer CD mit Volksliedern und Kirchenliedern in Schleifer Sorbisch bewahrt der Verein Kólesko e. V. (Spinnrad) das Vermächtnis der Kantorki (Vorsängerinnen) im Kirchspiel Schleife. Dies unterstrich Manfred Hermasch, Mitgründer des Vereins Njepila-Hof Rohne bei der Vorstellung des Tonträgers. Mit der CD „Schleife ist ein schönes Dorf. Volkslieder und Kirchenlieder aus dem Schleifer Kirchspiel“ knüpft Kólesko an frühere Veröffentlichungen an. Die Musikaufnahmen sind das Resultat von fünf Jahren fleißiger und akribischer Zusammenarbeit – geleistet von Volksliedsammler Dieter Reddo aus Trebendorf gemeinsam mit Hartmut Hantscho aus Schleife. Die musikalischen Bearbeitungen der Volkslieder haben Jan Chlebnicek, Oksana Weingardt-Schön und Gerald Schön übernommen. Das Cover stellte Maler Jörg Tausch unentgeltlich bereit. Die Einstudierung der Volkslieder und Choräle organisierte Gerald Schön, künstlerischer Leiter des Vereins Kólesko. In seinem Tonstudio in Weskow bei Spremberg entstanden die Aufnahmen. Gerald Schön über-nahm auch die folgenden Bearbeitungen und die Erstellung der CD.
Fleischer sei er oft in die Dörfer zum Schlachten gekommen, habe so viele Lieder aufgenommen und sich eingeprägt. Die Vorsängerinnen (Kantorki) haben gerade beim Schlachten freudig gesungen, erzählt Dieter Reddo. Er habe deren Liedgut aufgeschrieben und gesammelt.
Nach dem „Schleifer Liederbuch – Slepjanski spiwnik“ (2013), dem Akkordeon-Notenheft „Wenn der Musikant aufspielt, vergehen neunerlei Schmerzen“, dem 2016 in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Njepila-Hof herausgegebenen Wörterbuch „Wie es einmal war, 1000 Worte Schleifer Sorbisch“ und dem Schleifer Sagenbuch (2018) soll die nun erschienene CD erneut das sorbische Sprachgut bewahren. Sie soll Freude am Singen wecken und zum Erlernen des Schleifer Sorbisch ermutigen.
Mit einer Auflage von 500 Exemplaren wird sie vom Verein Kólesko herausgegeben. Finanzielle Förderung haben die Mitglieder von der Stiftung „Zuhause in Schleife, Rohne und Mulkwitz“ erhalten. Die CD enthält insgesamt 21 Volkslieder sowie fünf Kirchenlieder und Choräle aus dem Kirchenjahr. „Das war uns besonders wichtig. Keine Bewahrung des Volkslied-Gutes ohne Kirche“, unterstreicht Hartmut Hantscho, Vorsitzender des Vereins Kólesko.
Die Lieder auf der rund 60-minütigen CD erzählen von Liebe und Liebesleid. Sie berichten von vergangenen Zeiten und preisen die Schönheit der Heimat. Sie schildern außerdem Sagen und Alltagsereignisse. „Die Auswahl der Strophen für die Tonaufnahmen wurde so getroffen, dass die Liedgeschichte erhalten blieb“, erläutert Manfred Hermasch das Ziel der Aufnahmen. „Eine der Quellen ist die 1884 vom Schleifer Kleinbauern Hanzo Šymko herausgegebene Textsammlung ‚Stare lube kerluški Slepjanskeje wosady‘. Die Übersetzungen von weiteren Chorälen ins Schleifer Sorbisch führten Juliana Kaulfürstowa und Dieter Reddo mit Unterstützung von Dr. Hync Rychtar durch.“
Gerade die Choräle gelten als besonderes Sprach- und Kultur-Erbe. Sie stehen für die über Jahrhunderte gewachsene christ-liche Bindung der Menschen im Schleifer Kirchspiel. Gerade diese Bindung an den Glauben und die christliche Kirche, so Manfred Hermasch, sei Fundament und Quelle für die Fortführung und Weitergabe der Schleifer Folklore und ihrer Gesangstradition. „Wir sind sehr froh, dass die Schleifer sorbischen Lieder gesungen und gespielt werden. Dass sie der Nachwelt erhalten bleiben, ist ein großer Höhepunkt“, freute sich Manfred Nickel, Vorsitzender des Vereins Njepila-Hof Rohne während der Vorstellung der CD.
Außer auf dem Njepila-Hof in Rohne erklingen die Lieder ebenfalls auf dem Hans-Schuster-Hof in Trebendorf. Die dortige Domowina-Ortsgruppe lud Kólesko bereits zu zwei Liedernachmittagen ein. „Wir wollen daran anknüpfen. Wir wollen die Veranstaltungen mit Kólesko pflegen und weiterführen. Die CD ist ein guter Anlass und Ansporn dafür. Sie lädt ein zum Mitsingen. Sie ermutigt dafür, dass die Schleifer sorbischen Lieder erhalten bleiben und verbreitet werden“, meinte Angelika Balzke, seit 2008 Vorsitzende der Domowina-Ortsgruppe Trebendorf, zu der heute 67 Mitglieder gehören. „Lohnenswert wäre, mit Kólesko und den Liedern der CD einen Singe-Abend auf Hans-Schusters-Ofenbank zu organisieren. Lohnenswert wäre auch ein Singe-Abend draußen unter der Linde.“
Andreas Kirschke
Schleifer wollen Christkinder bewahren
Lausitzer Rundschau Online25.11.2018
Schleife. Das erste Werk der dreiteiligen Trachtenbuch-Serie ist erschienen. Hauptautorin ist Elvira Rathner. Von Torsten Richter-Zippack
Sorbisches Trachtenbuch erscheint Ende des Jahres
Lausitzer Rundschau Online21.08.2018
Schleife. ElviraRathner befasst sich für eine Veröffentlichung mit den Christkindern im Schleifer Kirchspiel.